Baclofen, ein selektiver GABAB-Agonist, weist nach peroraler Applikation eine gute und rasche Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt auf. Die Resorption erfolgt unter Ausnutzung der Affinität zu verschiedenen einwärts gerichteten Aminosäuretransportern. Trotz der guten intestinalen Permeabilität werden häufig keine ausreichenden Wirkstoffspiegel im Erfolgsorgan ZNS erzielt. Baclofenesterprodrugs (Methyl, Ethyl, 1-Propyl, 2-Propyl, Butyl) sollten, aufgrund der im Vergleich zum Baclofen höheren Lipophilie, eine verbesserte Passage durch die Blut-Hirn-Schranke aufweisen. In einem Radioligandenbindungsassay konnte gezeigt werden, dass Baclofenester im Gegensatz zum Baclofen Affinitäten zum P-Glykoprotein aufweisen. Die ermittelten IC50-Werte zeigten eine lineare Korrelation mit den Octanol/Wasser-Distributionskoeffizienten als Maß für die Lipophilie, sowie der Anzahl der C-Atome der Estergruppierung. In-vivo-Untersuchungen zeigten, dass die Baclofenester trotz der Affinität zum P-Glykoprotein die Blut-Hirn-Schranke sehr gut passieren. Sowohl nach intravenöser als auch nach intraperitonealer und intranasaler Applikation waren sowohl die Konzentrationen im Gehirn als auch die Gehirn/Blut-Quotienten, als Maß für die Gewebeselektivität, für die Ester des Baclofens signifikant höher als für Baclofen. Als besonders vorteilhaft in Bezug auf die ZNS-Selektivität erwies sich die intranasale Applikation der Baclofenester. In einer In-vivo-Verteilungsstudie wurde der Einfluss des P-GP-Modellsubstrates Talinolol auf die Distribution des Baclofenbutylesters untersucht. Maximale Konzentrationen des Butylesters wurden im Gehirn bestimmt. In allen Organen - außer im Blut - bewirkte der Talinololzusatz zur Applikationslösung einen Anstieg der Konzentration im entsprechenden Gewebe. In In-situ-Perfusionsstudien konnte gezeigt werden, dass verschiedene Inhaltsstoffe sogenannter Energy Drinks (Taurin, Coffein) einen starken inhibitorischen Effekt auf die Permeabilität verschiedener GABA-strukturverwandter Substanzen besitzt. In vivo war der Effekt sowohl von Taurin als auch von Coffein wesentlich geringer ausgeprägt als in situ. Die gleichzeitige Applikation von Baclofen und Taurin bewirkte eine Reduktion von Cmax sowie der AUD von Baclofen. Coffein führte bei Baclofen zu einer Resorptionsverzögerung, aber insgesamt zu einer AUD-Erhöhung. Die resorptionsverzögernde Wirkung verstärkte sich durch Applikation von Baclofen mit einem Energy Drink. Die AUD als Maß für die Bioverfügbarkeit blieb dagegen nahezu unverändert. Die "Rechtsverschiebung" der Konzentrations-Zeit-Profile wurde auch in der In-vivo-Studie mit Gabapentin und einem Energy Drink festgestellt.
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