Von internationalen Beobachtern wird Kasachstan eine zunehmend wichtige Rolle auf den Weltagrarmärkten zugeschrieben. Das Land verfügt über Exportpotenziale in den Bereichen Weizen, Rindfleisch und Milch. Basierend auf speziell erhobenen Betriebsdaten aller derzeit wichtigen Betriebsformen untersuchen wir die Hemmnisse für weiteres wirtschaftliches Wachstum in diesen Sektoren. Darüber hinaus bewerten wir die landwirtschaftliche Entwicklungsstrategie der kasachischen Regierung. Ein häufig genanntes Entwicklungshemmnis stellt der fehlende Zugang zu Finanzierungsquellen dar. Die meisten der befragten Betriebsleiter bezweifeln jedoch, dass landwirtschaftliche Investitionen hinreichend verlässliche Erträge nach sich ziehen, um damit einen Kredit zu bedienen. Sie sehen daher davon ab, Kredite aufzunehmen. Trotz der enormen Flächenausstattung nennen die Befragten das fehlende Angebot an Nutzflächen das bedeutsamste Hindernis für Betriebswachstum. Ein Grund dafür ist der stark regulierte Bodenmarkt im Norden des Landes. Weitere Hindernisse für die Ausdehnung der Weizenproduktion bestehen in der Marktmacht der Getreidehandelshäuser (Elevatoren), den Unsicherheiten des Handels über große Entfernungen bei wenig entwickelter Bahn- und Hafeninfrastruktur sowie den Markteingriffen der staatlichen Behörden. Zahlreichen Rinderhaltern bereitet es Schwierigkeiten, ihr Vieh ganzjährig mit ausreichendem Futter zu versorgen. Die Verarbeitungsketten für Rindfleisch und Milch sind zweigeteilt. Ein von Einfuhren abhängiger Zweig für industriell verarbeitete Produkte bedient vorwiegend städtische Verbraucher. Ein jeweils lokaler Zweig für unverarbeitete Rohware beliefert vor allem ländliche Verbraucher sowie städtische Basare. Der Schwerpunkt der jüngsten Modernisierungsstrategien der Regierung liegt auf der Bereitstellung von Kreditsubventionen, während sie die Wissens- und Anreizprobleme einer staatlich gelenkten Steuerung des Sektors unterschätzt. Stattdessen sollte die Regierung sich darauf konzentrieren, unparteiische, verlässliche und leistungsfähige öffentliche Dienstleistungen anzubieten. Sie sollte sicherstellen, dass die Schwachstellen in den Verarbeitungsketten erkannt werden und private Unternehmer mit den nötigen Anreizen versorgen, um sie zu stärken. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Bündel an Maßnahmen zur Verbesserung der örtlichen institutionellen Rahmenbedingungen der Landbewirtschaftung wichtiger erscheint als die massive staatliche Finanzierung bestimmter agrarindustrieller Produktionslinien. |