In der vorliegenden Arbeit werden Fragen der Populationsentwicklung und der Ressourcennutzung des Dachses behandelt. Die Untersuchung wurde im 1300 ha großen Hakelwald, im nordöstlichen Harzvorland durchgeführt. Im Hakel existiert eine für mitteleuropäische Verhältnisse hohe Baudichte von 4,3 Bauen/100 ha (1,2 Haupt- und 3,1 Nebenbaue/100 ha). Ein Vergleich mit Kartierungsergebnissen vom Beginn der sechziger Jahre zeigt die große zeitliche Konstanz der Bauanlagen. Der Dachsbestand war im Hakel Ende der siebziger Jahre auf ein Minimum von 10 Tieren im gesamten Wald abgesunken. Am Ende der Untersuchung (1997) setzte sich der Frühjahrsbestand im Hakel aus 52 Alt- und 33 Jungdachsen zusammen. Die Zunahme der Populationsdichte verlief in zwei Phasen. In der ersten Phase erhöhte sich die Populationsdichte im Hakel durch die sukzessive Wiederbesiedlung der vorher verwaisten Hauptbaue. In der zweiten Phase des Dichteanstiegs erhöhte sich die durchschnittliche Größe der Dachsgruppen. Beide Phasen sind durch eine deutliche Differenz in den Wurfgrößen gekennzeichnet.Es konnte gezeigt werden, daß dieser Rückgang in der mittleren Wurfgröße mit der Zunahme der Anzahl der Altdachse in der Gruppe korreliert. Dieser Zusammenhang wird als möglicher Regulationsmechanismus für die Populationsdichte des Dachses diskutiert. Auf der Grundlage der Analyse von 1217 Kotproben wurde die Zusammensetzung der Nahrung der Dachse von März 1994 bis Februar 1996 untersucht. In Übereinstimmung mit anderen Studien bildeten auch im Hakel Regenwürmer (Lumbricidae) die Hauptnahrung der Dachse. Die zweitwichtigste Beute waren Säugetiere, vor allem die Feldmaus (Microtus arvalis). Früchte (Kirschen, Birnen, Pflaumen und Eicheln) wurden in Zeiten, in denen sie verfügbar waren in großen Mengen von den Dachsen konsumiert. Alle anderen Nahrungsbestandteile spielen lediglich eine untergeordnete Rolle. Für alle wichtigen Nahrungsbestandteile konnten z. T. starke saisonale Schwankungen in ihrer Bedeutung für die Dachse registriert werden. Während für die Feldmaus und die Früchte ein Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit und der Nutzung durch die Dachse besteht, ist dies bei den Regenwürmern nicht der Fall. Entgegen der verbreiteten Auffassung, daß die Verfügbarkeit der Regenwürmer die Zusammensetzung der Dachsnahrung bestimmt, wird in der vorliegenden Arbeit wahrscheinlich gemacht, daß der Verfügbarkeit der anderen Nahrungsbestandteile eine größere Bedeutung zukommt. Durch Telemetrie von 11 Dachsen konnten Aussagen zur Größe und Habitatausstattung der home ranges getroffen werden. Die home range-Größe wurde dabei deutlich von der Entfernung der Hauptbaue zueinander beeinflußt. Im Frühjahr nutzten die Dachse vergleichsweise kleine Gebiete und hielten sich vorwiegend innerhalb des Waldes auf. Im Sommer wurde eine Vergrößerung der home ranges beobachtet und die Nutzungsintensität der Ackerflächen nahm zu. Im Herbst erfolgte wieder eine Reduzierung der Größe der home ranges und die Hauptaktivität der Dachse verlagerte sich wieder in den Wald. Als Grund für die im Sommer beobachtete Erweiterung der home ranges auf die Ackerflächen wird das Vorkommen der Feldmaus als wichtiger Nahrungsbestandteil der Dachse diskutiert. Einige Beobachtungen zum Exkursions- und Dismigrationsverhalten des Dachses im Hakel zeigen, daß vor allem Männchen die Territorien kurzzeitig oder dauerhaft wechseln. Im vierten Teil der Arbeit wird untersucht, inwieweit auf Bauen gefundene Dachsschädel geeignet sind, populationsbiologische Aussagen abzuleiten. Die auf der Auswertung von Schädelmaßen beruhende Geschlechtsdetermination erbrachte ein zugunsten der Weibchen verschobenes Geschlechterverhältnis (1 : 1,43). Dies wird auf Verhaltensunterschiede zwischen beiden Geschlechtern (z. B. bei der Dismigration) zurückgeführt. Die Altersbestimmung der gefundenen Schädel (n = 107) ergab für Weibchen die höchste Mortalität im zweiten und dritten Lebensjahr. Hier spielen wahrscheinlich die Kosten der Reproduktion bzw. die mit der Reproduktion verbundenen Auseinandersetzungen mit ranghöheren (älteren) Weibchen eine Rolle. Bei den Männchen lag die Mortalität im dritten Lebensjahr deutlich höher als im zweiten. Auch dies wird als Folge des Reproduktionsverhaltens diskutiert. |