Ein wichtiges Prinzip in der Koordinationschemie von Übergangsmetall- und Hauptgruppenorganometallverbindungen ist die intramolekulare Koordination. Hierdurch wird die Synthese, Stabilität und die Reaktivität zahlreicher Substanzklassen entscheidend beeinflußt. Neben der besonderen Begünstigung der Darstellung von intramolekular koordinierten Metallaheterocyclen mit dem Strukturelement |[M]←D∩C| (D = Donorgruppe) durch Cyclometallierung, reduktive Cyclometallierung oder oxidative Cycloaddition, ist dieses Konzept in der Organozinnchemie für die Synthese von stabilen Organozinn-(II)-verbindungen, zur Erhöhung der Konfigurationsstabilität chiraler Triorganozinnhalogenide und zum Verständnis der Molekülbeweglichkeit von hypervalenten Organozinnverbindungen von entscheidender Bedeutung.P-funktionalisierte Organozinnverbindungen des Typs Me2(X)Sn(CH2)nPPh2 (X = Me, Hal; n = 2, 3) sind seit längerer Zeit bekannt. Analoge Verbindungen mit einem höheren Halogenierungsgrad des Zinnatoms sind bis jetzt nicht zugänglich. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Synthese und Charakterisierung höher halogenierter Verbindungen des obigen Typs, sowie die Untersuchung ihres Reaktionsverhaltens gegenüber ausgewählten Übergangsmetallverbindungen. Je nach Art der untersuchten Brückenglieder können typische Reaktionsweisen beobachtet werden. Für Reaktionen mit Pd(II) und Pt(II)-Halogenkomponenten wird zum einen die Übertragung eines Chloridions von dem Übergangsmetall auf das Zinnatom unter Ausbildung zwitterionischer Strukturen und zum anderen der Knüpfung von Übergangsmetall-Kohlenstoff-Bindungen unter Verlust der Organostannylgruppierung und Bildung von Metallacyclen beobachtet. Bei der Reaktion mit [Ir(µ-Cl)2COD] wird die oxidative Addition der Sn-CH2-Bindung an das Ir-Zentrum beobachtet. Im Laufe der Untersuchungen konnte für eine Vielzahl der Verbindungen eine Röntgenkristallstrukturanalyse durchgeführt werden. |