Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein tumorspezifisches Vektorsystem entwickelt. Dieses Vektorsystem ist modular aus virusanalogen Partikeln (VLP's) des Polyomahüllproteins VP1 und Fv-Fragmenten des tumorspezifischen Antikörpers B3 aufgebaut. B3 ist gegen das Antigen Lewis Y gerichtet, das auf vielen humanen Tumoren präsentiert wird. Damit verschiedene funktionelle Module, wie Targeting-Domänen, auf der Oberfläche von Polyoma-VLP's präsentiert werden könnnen, wurde eine Methode zur spezifischen Kopplung von Biomolekülen entwickelt. Zwei komplementär geladene Peptide, die jeweils ein Cystein enthalten, reagieren in Gegenwart eines Redoxsystems zu einem chimären Polypeptid, einem Heterodimer. Dabei werden die geladenen Peptide mittels polyionischer Wechselwirkungen spezifisch assoziiert und anschließend durch eine Disulfidbrücke zwischen den Cysteinen kovalent verknüpft. Um diese effektive Kopplungsmethode auf das modular konstruierte Vektorsystem zu übertragen, wurde das Antikörperfragment und das Hüllprotein VP1 mit diesen polyionischen Peptiden fusioniert. Zum einen wurde der C-Terminus der VH-Domäne um die Peptidsequenz Arg8CysPro verlängert, zum anderen das komplementär geladene Peptid Glu8Cys in den lösungsmittelexponierten HI-Loop von VP1 (VP1-E8C) inseriert. Die VP1-Variante VP1-E8C wurde rekombinant in E. coli produziert und zum homogenen pentameren Protein gereinigt. In Gegenwart von Ammoniumsulfat assemblierten diese VP1- Pentamere ohne Kontamination durch infektiöse virale RNA oder DNA zu VLP´s. Die in vitro rekonstituierten Partikel wurden mittels Gelfiltration, analytischer Ultrazentrifugation und Elektronenmikroskopie als globuläre, kapsidähnliche Strukturen nachgewiesen. Durch die gezielte Mutagenese des HI-Loops wurde nicht nur der Adapter für die Kopplung des Antikörperfragments eingeführt, sondern auch die Sialinsäure-Bindungsstelle der Polyoma-VLP´s blockiert, die sich unterhalb des HI-Loops befindet. Dadurch gelang es, die natürliche Zellbindung der VLP´s zu inaktivieren. Durch die Kopplung des B3-Fv-Fragments an die VLP´s konnte dem Vektorsystem somit eine Zelltypspezifität verliehen werden. Auf der Oberfläche eines VLP´s von VP1-E8C wurden ca. 30 Antikörperfragmente präsentiert. Mittels dieses modular-aufgebauten Transportsystems wurde DNA verpackt und Säugerzellen transfiziert. Aufgrund der erworbenen Zelltypspezifität der VLP´s wurden nur Zellen transfiziert, die das tumorspezifische Antigen Lewis Y auf der Zelloberfläche präsentieren.
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