Die Wellenkalk-Schichtstufe im Thüringer ist allgemein als sehr massenverlagerungsanfällig bekannt. Über das großräumige Ausmaß der Massenbewegungen wußte man bislang jedoch nur sehr wenig. Es fehlten Informationen zu regionalen Verbreitungsmustern, zu möglichen Merkmalsunterschieden sowie zu besonders risikobehafteten Bereichen. Ziel der Arbeit war es, die großräumige Verbreitung der Massenverlagerungsgebiete, deren Eigenschaften sowie den Einfluß verschiedener Steuerungsfaktoren, die das räumliche Verteilungsbild bestimmen können systematisch zu analysieren. Die Grundlage der Untersuchung bildeten umfangreiche Geländekartierungen, die mit dem Geographischen Informationssystem (GIS) ArcView visualisiert wurden. An insgesamt 980 km langen Wellenkalk-Schichtstufenabschnitten konnten 744 Massenverlagerungsgebiete mit einer Gesamtbreite von 224 km ausgewiesen werden. Damit sind durchschnittlich 22,8 % der Stufenhänge von Massenverlagerungen betroffen. Regional ergeben sich hierbei jedoch erhebliche Unterschiede. Aufbauend auf den vorgefundenen Verteilungsmustern wurde unter Verwendung eines regionalen Dispositionsverfahrens der Einfluß von 15 potentiellen Steuerungsfaktoren untersucht (1. lithologisch-strukturelle Eigenschaften des Stufenbildners, 2. lithologisch-strukturelle Eigenschaften des Sockelgesteins, 3. Mächtigkeit des Stufenbildners, 4. Mächtigkeit des Sockelgesteins, 5. Mächtigkeitsrelation, 6. Schichtneigung, 7. Neigungsrichtung, 8. Einfluß der Rötgipssubrosion, 9. Morphometrische Lage zur Erosionsbasis, 10. Lage im Stufengrundriß, 11. Exposition, 12. Lage zum Gewässernetz, 13. Häufigkeit von Hangquellen, 14. jährliche mittlere Niederschlagshöhe und Niederschlagsverteilung, 15. Höhe und Verteilung von Starkniederschlägen). Von den genannten Faktoren zeigen 5 signifikante Zusammenhänge zur räumlichen Variabilität der Massenverlagerungsgebiete [Lage zur Erosionsbasis (9), Lage im Stufengrundriß (10), Lage zum Gewässernetz (12), Häufigkeit von Hangquellen (13), jährliche mittlere Niederschlagshöhe und Verteilung (14)]. Dabei kristallisiert sich die jährliche mittlere Niederschlagshöhe und deren Verteilung (14) als die maßgeblich beeinflussende Steuergröße heraus. Zwischen der jährlichen mittleren Niederschlagshöhe und den vier weiteren sich begünstigend auswirkenden Faktoren bestehen enge Wechselwirkungen. Im Rahmen der vorgenommenen Risikoabschätzung konnte festgestellt werden, dass im Fall einer Massenverlagerung in 17 Gebieten mit höheren materiellen Schäden zu rechen ist.
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