Auf der Grundlage einer Vielzahl bedeutender geowissenschaftlicher Arbeiten über das Saale-Becken war es möglich, den Kenntniszuwachs der letzten Jahre zu einer Synthese unter neuen Gesichtspunkten zu verarbeiten. Als Ausgangspunkt für die angestrebte Synthese wurde für das Untersuchungsgebiet zunächst ein geologisches Strukturmodell entwickelt, das durch rund 30 geologische und geophysikalische Karten repräsentiert ist. Es zeigt das Saale-Becken als ein asymmetrisches, ansatzweise halbgrabenförmiges Becken. Die mit einer wesentlichen Sprunghöhe verbundene NW-Flanke wird in der Hornburg-Störung und in der Gröbzig-Dessau-Störung gesehen. Nach Südosten zu ist eine allmähliche, nicht störungskontrollierte Mächtigkeitsabnahme der Sedimente zu verzeichnen. Das Entwicklungsmodell basiert auf plattentektonischen Prozessen. Mit der Umstellung des Stressregimes auf Extension erfolgte im Anschluss an die variszische Orogenese ab Oberkarbon ein Zergleiten des Deckenstapels an den alten Überschiebungsbahnen. Dies führte im Streichen dieser variszischen Strukturen zur Herausbildung langgestreckter Beckenbereiche als Halbgräben. Mit fortschreitender dextraler Bewegung Gondwanas gegenüber Laurussia wurde der Orogengürtel durch ein System von NW-SE-streichenden Scherbrüchen zerlegt. Neben einer Differenzierung der Beckenbildung war dies auch der Ausgangspunkt für den relativ kurzzeitigen und intensiven Vulkanismus. ab Ende Karbon und verstärkt im Unterrotliegend. Ab dem Saxon wurden die Restbecken gefüllt und mit der Herstellung einer Verbindung zum Norddeutschen Becken setzte die Epikontinentalentwicklung ein. Der Strukturbau im nördlichen Saale-Becken wurde gegen Ende des Mesozoikums im Rahmen der saxonischen Bruchtektonik modifiziert. |