Mit einer Feldstudie konnte die Hypothese einer positiven Beziehung zwischen Ungewissheitstoleranz und der seelischen Gesundheit von Lehrenden berufsbildender Schulen belegt werden. Die Untersuchung bestand aus mehreren Abschnitten mit unterschiedlichen Teilstichproben und Datenerhebungstechniken. Je ungewissheitstoleranter die Lehrenden waren, desto mehr Zeit investierten sie in Fortbildung (objektive Daten, N = 47), desto aufgeschlossener zeigten sie sich gegenüber Teamarbeit (N = 56), desto positiver wurden sie von ihren Schülerinnen und Schülern beurteilt (N = 80) und desto offener war tendenziell ihr Unterricht (Expertenrating, N = 18). Die Daten des Längsschnitts (N = 94) zeigten einen positiven Einfluss der Ungewissheitstoleranz auf unterschiedliche Dimensionen des Wohlbefindens der Lehrenden. Die gefundenen Beziehungen blieben auch bei statistischer Kontrolle von Persönlichkeitsvariablen wie Selbstwert, Ängstlichkeit, Selbstwirksamkeit und weiteren Konkurrenten der Ungewissheitstoleranz bestehen. Die Ergebnisse sprechen insgesamt dafür, dass Ungewissheitstoleranz eine zentrale Kompetenz von Lehrenden darstellt, die gefördert und gefordert werden sollte.
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