Zielsetzung: Ziel der empirischen Untersuchungen ist, die Spendebereitschaft von Pflegenden und Ärzten verschiedener Intensivstationen und Kliniken zur eigenen postmortalen Organspende zu erfragen. Es soll eruiert werden, ob sich die Gruppen der Nichtspender des Fachpersonals unterscheiden und welche Faktoren sich als Risikofaktoren darstellen, keine Organe spenden zu wollen. Die Spendebereitschaft des Fachpersonals soll mit der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen: Theorie Of Planned Behavior, TOPB) und der Organspendeprozess im Intensivbereich insgesamt soll mit Aspekten eines Qualitätsmanagements in Verbindung gebracht werden. Es wird dargestellt, dass sich in der Berufspraxis Handlungsansätze ergeben, dem bestehenden Organ- und Gewebemangel entgegenwirken zu können. Methode: Pflegende und Ärzte verschiedener Intensivstationen zweier grosser Kliniken (altes / neues Bundesland) sind im Rahmen schriftlicher Vollerhebungen mit einem standardisierten, mit ZUMA Mannheim (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen) bzgl. der Methodik bearbeitetem Fragebogen zu allgemeinen Einstellungen, zu Wahrnehmungen und Belastungen und zum Informationsstand befragt worden. Ergebnisse: In Klinik A haben 35 Mitarbeiter des Pflegepersonals und 56 Ärzte an der Erhebung teilgenommen (Rücklaufquote 95%), in Klinik B sind es 59 Pflegende und 12 Ärzte gewesen (Rücklaufquote 56%). In Klinik A unterscheiden sich Pflegende und Ärzte bzgl. ihrer Spendebereitschaft höchst signifikant (p = 0,001): Ärzte sind eher zur postmortalen Multiorganspende bereit, Pflegende beschränken ihre Spendebereitschaft eher auf die Spende bestimmter Organe. In Klinik B unterscheiden sich Pflegende und Ärzte bzgl. ihrer Spendebereitschaft nicht signifikant (p = 0,329). In beiden Kliniken wären Ärzte bereit zu zögern, die Meldung potenzieller Organspender an das zuständige Transplantationszentrum weiterzuleiten, um dadurch Gespräche mit den Angehörigen zu vermeiden. Schlussfolgerungen: Pflegende und Ärzte im Intensivbereich gelten als wichtige Schlüsselgruppen und Multiplikatoren im Organspendeprozess insgesamt und bei der Lösung der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, dem bestehenden Organ-Gewebemangel entgegenzuwirken. Durch die Verbindung zur Theorie des geplanten Verhaltens stellt sich eine Möglichkeit dar, die Abhängigkeit des Einstellungsverhaltens des Fachpersonals von verschiedenen Faktoren ergründen zu können. Aspekte eines Qualitätsmanagementsystems erweisen sich als geeignet, um Pflegende und Ärzte in ihrer Berufspraxis zu unterstützen und im Hinblick steigender Organ- und Gewebespenderzahlen. |