Das nukleäre Poly(A)-Bindeprotein (PABPN1) stimuliert bei der Prozessierung von mRNA die Poly(A)-Polymerase und kontrolliert die Länge des synthetisierten Poly(A)-Schwanzes. Das Wildtyp-Protein besitzt direkt nach dem Startmethionin zehn aufeinanderfolgende Alaninreste. Durch Trinukleotidexpansionen in der kodierenden Sequenz wird diese Polyalaninsequenz auf bis zu 17 Alaninreste verlängert. Träger solcher durch Trinukleotidexpansionen verlängerten Allele leiden unter der Krankheit okulopharyngeale Muskeldystrophie (OPMD). Pathologische Kennzeichen dieser genetisch bedingten Krankheit sind intranukleäre Aggregate in Muskelfaserzellen, welche überwiegend aus PABPN1 bestehen. Um die molekularen Ursachen aufzuklären, die zum Ausbruch der Krankheit führen, wurden rekombinantes PABPN1 und N-terminale Fragmente des Proteins, mit unterschiedlich langen Polyalaninsequenzen am N-Terminus, untersucht. Aufgrund der starken Tendenz der Gesamtlängenproteine amorphe Aggregate auszubilden, wurden Studien vorrangig mit den löslichen N-terminalen Fragmenten durchgeführt. Die Expansion der Polyalaninsequenz auf die bei OPMD-Patienten beobachtete maximale Länge führte zu einem Anstieg von alpha-helikalen Strukturanteilen. Bei Inkubation unter bestimmten Bedingungen wurde eine Fibrillenbildung beobachtet. Die Fibrillen besitzen die gleichen Eigenschaften, wie sie bei den Fibrillen von Alzheimerpatienten und den Prionenerkrankungen beobachtet werden. Eine strukturelle Analyse der gebildeten Fibrillen zeigte die Anwesenheit von antiparalleler beta-Struktur.
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