Antikörperfragmente tumorspezifischer Antikörper wurden an ein Toxin bzw ein Carriersystem gekoppelt, um diese an Tumorzellen zu adressieren. Als Carriersystem fungierten virusanaloge Partikel des Virushüllproteins Polyoma-VP1. Dabei wurde VP1 auf zwei verschiedene Weisen modifziert, die beide die Kopplung von Antikörpern gewährleisteten. Zum einen wurde VP1 mit der Antikörper-bindenden Domäne Protein Z fusioniert, welche eine Bindung von Antikörpern auf der Oberfläche der Partikel erlaubte; zum anderen wurde ein negativ geladenes, Cystein-haltiges Peptid (E8C) in einen Oberflächenloop von VP1 inseriert. Dies gestattete die kovalente Kopplung von Antikörperfragmenten, die um ein positiv geladenes und ebenfalls Cystein-haltiges Peptid (R8C) verlängert waren. Für beide Arten von virusanalogen Partikeln konnte nachgewiesen werden, dass sie nach Kopplung von tumorspezifischen Antikörpern zelltyp-spezifisch an Zellen binden und in diese aufgenommen werden. Beladung der Partikel mit heterologer DNA führte so zu einer Transduktion der Zielzellen und einem funktionellen Gentransfer. Das Kopplungsprinzip auf Basis der polyionischen und Cystein-haltigen Fusionspeptide wurde auch verwendet, um ein tumorspezifisches Antikörperfragment an das trunkierte Pseudomonas Exotoxin PE38 zu koppeln. Das entstandene Immunotoxin wies eine zelltyp-spezifische und hohe Cytotoxizität auf und stellt somit eine sehr erfolgreiche Neuentwicklung in dem Gebiet der Immunotoxine dar.
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