Ein zahnärztlich-chirurgischer Eingriff in Lokalanästhesie stellt für viele Patienten eine enorme Stresssituation dar. Ziel einer prospektiven randomisierten und placebokontrollierten Doppelblindstudie war es, die Wirksamkeit einer oralen Prämedikation mit Midazolam im Hinblick auf Anxiolyse und Sedierung zu prüfen. Besonders interessierte, ob unter der gewählten Dosierung mit dem Auftreten einer unerwünschten Atemdepression gerechnet werden muss. Material und Methodik: Bei 36 gesunden Patienten (ASA I) wurden insgesamt 41 ambulante Osteotomien in Lokalanästhesie durchgeführt. Zusätzlich zur Messung klinischer Parameter (systolischer Blutdruck, Herzfrequenz, arterielle Sauerstoffsättigung) wurden auch Wachheitsgrad, Kooperationsfähigkeit und Angstgefühl der Patienten bestimmt. Ergebnisse: Midazolam löste in der gewählten Dosierung (0,1-0,15 mg/kg) keine Atemdepression aus. Es zeigte sich lediglich eine Tendenz zur stressreduzierenden Wirkung von Midazolam, die Vitalparameter wurden jedoch signifikant durch bestimmte Operationsphasen beeinflusst. Ein wesentlicher anxiolytischer Effekt konnte nicht belegt werden, obwohl die Midazolampatienten den Eingriff deutlich entspannter und furchtloser erlebten. Der Sedierungsgrad war in der Midazolamgruppe signifikant höher, der Behandlungsverlauf wesentlich besser. Schlussfolgerungen: Eine orale Prämedikation mit Midazolam stellt für gesunde Patienten eine komplikations- und nebenwirkungsarme Möglichkeit zur perioperativen Stressreduktion dar, sie ist jedoch nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Wenn bei gesunden Patienten die Anxiolyse als Indikation im Vordergrund steht, sollten eine höhere Dosis, eine andere Medikation oder Applikationsform gewählt werden.
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