Hintergrund: In den letzten Jahrzehnten wurden In-vitro-Assays etabliert, um schwere unerwünschte Reaktionen von Normalgewebe auf Bestrahlung prätherapeutisch erkennen zu können. In dieser Arbeit wurde der Comet Assay als prädiktiver Test zur Messung der Strahlenempfindlichkeit von Einzelzellen (Gesamtblut und isolierte Lymphozyten) unter dem Einfluß des Radioprotektivums Amifostin verwendet. Untersucht wurde, ob ein potentieller radioprotektiver Effekt von Amifostin (WR-2721) nach In-vivo- und In-vitro-Gabe mit dem Comet Assay detektierbar ist und ob eine Abhängigkeit der Wirkung von WR-2721 bezüglich der Konzentrationen Amifostins und alkalischer Phosphatase (dem Enzym, welches das Prodrug aktiviert) besteht. Material und Methodik: Untersuchungen zur Reproduzierbarkeit des Comet Assays ergaben, daß die Meßergebnisse (Initialschäden, Reparaturverhalten) innerhalb eines Experiments jederzeit reproduzierbar waren. In-vivo-Applikation von Amifostin: Untersucht wurden Leukozyten von 6 postoperativen Rektumkarzinompatienten vor und nach Infusion von 500mg Amifostin (ohne radio- oder chemotherapeutische Vorbehandlung). In-vitro-Applikation von Amifostin: Frisch isolierte Lymphozyten zweier gesunder Spender wurden bei unterschiedlichen Konzentrationen von alkalischer Phosphatase (0-210U/ml) und Amifostin (0-5000µg/ml) inkubiert. Leukozyten und Lymphozyten wurden in-vitro bestrahlt und repariert sowie mit dem alkalischen Comet Assay ausgewertet. Zur Beurteilung der radioprotektiven Wirkung wurden dosismodifizierende Faktoren (DMF) berechnet und der gepaarte T-Test durchgeführt. Ergebnisse: Der DNS-Schaden nach Bestrahlung wurde durch alleinigen Zusatz von Amifostin in vitro nicht verändert. Die Zugabe von mindestens 0,5-1U/ml alkalischer Phosphatase war erforderlich. Ein signifikanter radioprotektiver Effekt (p Schlußfolgerung: 500mg Amifostin intravenös sind eine adäquate radioprotektive Dosis. Die Wirkung ließ sich in vitro selbst bei extremen Konzentrationen von Amifostin nur marginal steigern. Der Comet-Assay ist geeignet, kleine Veränderungen der Radiosensitivität durch Amifostin zu quantifizieren.
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