Welche Karriereverläufe lassen sich bei Bundesministern, Parlamentarischen und Beamteten Staatssekretären in Deutschland beobachten, und wie sind diese zu analysieren? Mit dieser die Legitimation und Arbeitsweise parlamentarischer Demokratien zentral berührenden Fragestellung setzt sich die Arbeit auseinander, indem die biographischen Daten aller Bundeskanzler, Bundesminister, Parlamentarischer und Beamteter Staatssekretäre von 1949 bis 2002 ausgewertet und interpretiert werden. Dem empirischen Teil der Arbeit vorgelagert ist die Beschäftigung mit verschiedenen theoretischen und konzeptionellen Ansätzen und Modellen. Dabei entscheidet sich der Autor gegen das Konzept der Politschen Klasse und begründet dies mit der mangelnden theoretischen Schärfe für den in dieser Arbeit untersuchten Personenkreis. Der quantitativ-empirische Teil ist durch die Aufbereitung einer breiten Datenbasis und die detaillierte Darlegung und Interpretation der Ergebnisse gekennzeichnet. Der Autor berücksichtigt vierlei Aspekte des Karriereverlaufs; er untersucht unterschiedliche Facetten wie etwa Zeitpunkt des Parteibeitritts, Dauer der Parteizugehörigkeit, Mitgliedschaft in Jugendorganisationen, Vernetzung mit "Vorfeldorganisationen", politische beziehungsweise hauptamtliche Positionen vor dem Eintritt in den Bundestag, lokale und regionale Verankerung und bereitet diese tabellarisch auf. Aus den zentralen Daten wird eine Typologie zur politischen Professionalisierung entwickelt, anhand derer die Hypothese zurückgewiesen werden kann, dass der Typus des reinen Berufspolitikers beständig zunimmt. "Politik als zweite Karriere" nach vorangegangener außerpolitischer beruflicher Laufbahn ist insgesamt zahlenmäßig am häufigsten vorzufinden, der Anteil der sogenannten "reinen Berufspolitiker" liegt insgesamt bei ca. 30 Prozent. Als solche werden diejenigen klassifiziert, die weniger als fünf Jahre vor ihrem Bundestagsmandat eine Berufstätigkeit außerhalb des politischen Bereichs angeben. Die zunächst durchaus als "Ministerschule" gedachte Position des Parlamentarischen Staatssekretärs erfüllt diese Funktion nicht mehr, vielmehr sind die Karrierewege von Ministern und Parlamentarischen Staatssekretären voneinander weitgehend getrennt. Bei den Beamteten Staatssekretären lässt sich kein einheitlicher Trend weg vom "Fachbeamten" und hin zum "Parteibeamten" erkennen, sondern hier spielen andere Faktoren (wie Regierungswechsel) eine wichtige Rolle.
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