Vor allem das zunehmende kommerzielle Interesse von L-Carnitin als Zusatzstoff in der menschlichen Ernährung führte dazu, dass es ständig zur Entwicklung neuer L-Carnitin-Verbindungen kommt. Trotz der zahlreichen Daten, die im Zusammenhang mit L-Carnitin in der Literatur verfügbar sind, ist nur wenig über die intestinale Absorption sowie die Bioverfügbarkeit der verschiedenen L-Carnitin-Verbindungen bekannt. Das Ziel der ersten Studie dieser Arbeit bestand deshalb darin, 6 verschiedene L-Carnitin-Verbindungen (Ester und organische Salze) zum einen hinsichtlich ihrer Aufnahme in Plasma und Erythrozyten und zum anderen hinsichtlich ihrer Exkretion über Urin und Kot innerhalb einer 32-stündigen Messperiode miteinander zu vergleichen. Vorangestellt werden muss, dass die Studie nur Aussagen über die relative Bioverfügbarkeit zulässt. Die Ergebnisse der Arbeit lassen vermuten, dass die L-Carnitinsalze eine ähnliche Bioverfügbarkeit wie das L-Carnitin USP aufweisen, während die L-Carnitinester offensichtlich schlechter bioverfügbar sind. Des Weiteren scheint L-Carnitin-Tartrat schneller als die anderen L-Carnitin-Verbindungen absorbiert zu werden. Die Ergebnisse zeigen auch, dass eine Aufnahme der L-Carnitin-Verbindungen in die Erythrozyten erfolgt, jedoch kann die Art und Weise der Aufnahme nicht geklärt werden. Die Tatsache, dass sowohl im Plasma als auch in Urin und Kot nur ein sehr geringer Anteil der verschiedenen L-Carnitin-Verbindungen wiedergefunden wurde, deutet auf eine niedrige Absorbierbarkeit hin. L-Carnitin findet jedoch nicht nur Beachtung als Zusatzstoff in der menschlichen Ernährung, sondern auch in der tierischen Ernährung. Verschiedene Studien ergaben, dass eine L-Carnitinzulage mit dem Futter bei Sauen während der Trächtigkeit und der Laktation zu einer verbesserten Reproduktionsleistung führt. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit sollte deshalb der Frage nachgegangen werden, ob bei einer energie- und nährstoffarmen Fütterung durch die L-Carnitinzulage mit dem Futter zusätzlich Energie für die Laktationsperiode mobilisiert werden kann. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit, dass nicht nur charakteristische Parameter der laktierenden Milchdrüse, sondern auch der L-Carnitinstatus durch eine L-Carnitinsupplementierung während der Trächtigkeit und Laktation bei Sauen positiv beeinflusst werden können. Insbesondere eine Erhöhung der Indikatoren Gewicht sowie Querschnittsfläche und DNA-Konzentration, die zur Einschätzung der Größe der Milchdrüse genutzt werden, in Verbindung mit der L-Carnitinzulage ist als positiv zu bewerten, da sie vermutlich in engem Zusammenhang zur erhöhten Milchproduktion steht.
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