Die renale Osteopathie als Folge einer Störung des Calcium-, Phosphat- und Vitamin D3-Stoffwechsels mit Hyperparathyreoidismus und pathologischer Knochenhistologie ist trotz jahrzehntelanger Forschung und guter therapeutischer Ansätze auch weiterhin bei Patienten mit Niereninsuffizienz eine konstant auftretende Komplikation. Diagnostische Mittel sind neben laborchemische Untersuchungen wie die Bestimmung der Serumkonzentrationen von PTH, alkalischer Phosphatase, Ostase, Calcium und Phosphat auch knochenhistologische Untersuchungen. Therapeutisch werden meist die aktiven Vitamin D3-Präparate, Alfacalcidol [1(OH)D3] und Calcitriol [1,25(OH)2D3], eingesetzt. Die vorliegenden Arbeit befasst sich mit der Frage zur Aussagekraft von 25(OH)D3 und 1,25(OH)2D3 in Hinblick auf die Diagnostik der renalen Osteopathie und der therapeutischen Substitution aktiver Vitamin D3-Präparate. Hierzu wurden die Serumkonzentrationen von 25(OH)D3, 1,25(OH)2D3, PTH, Ca, P, AP und Ostase sowie die Medikation mit Alfacalcidol, Calcitriol, rHuEPO und ACE-Hemmern von 50 dialysepflichtigen Patienten in 6-monatigen Abständen erhoben und über einen Zeitraum von maximal 3 Jahren ausgewertet. Im gesamten Patientenkollektiv zeigt sich trotz Vitamin D3-Substitution ein signifikanter Abfall von 1,25(OH)2D3 und ein signifikanter Anstieg von PTH. Als Ursache hierfür sind anzunehmen: 1. eine unzureichende Dosierung der Vitamin D3-Präparate, 2. eine zunehmende Autonomie der Nebenschilddrüse und 3. ein übermäßiger Einfluss von Faktoren, welche die Nebenschilddrüse direkt stimulieren, wie Azidose oder Hyperphosphatämie. Die 1,25(OH)2D3-Konzentration ist zunächst nur ein Maß für das verbleibende funktionstüchtige Nierengewebe und lässt ohne Bestimmung weitere Faktoren keine Aussagen zum Knochenstoffwechsel zu. Die 25(OH)D3-Konzentration stellt sich klar als Marker für die Vitamin D3-Versorgung dar und liegt bei den Patienten durchschnittlich im suboptimalen Bereich. PTH korreliert in hohem Maße mit der alkalischen Phosphatase, woraus sich die in vielen Studien bewiesene hohe Aussagekraft zum Knochenstoffwechsel durch gleichzeitige Bestimmung von PTH und alkalischer Phosphatase bzw. Ostase ergibt. Im Vergleich der Patientengruppen mit Alfacalcidol- oder Calcitriol-Gabe fällt der signifikante Abfall von 1,25(OH)2D3 unter Calcitriol auf, wobei nur Vermutungen zur Ursache aufgeführt werden können. Anhand der Ergebnisse und unter Berücksichtigung der Literatur lässt sich postulieren, dass die halbjährliche Bestimmung der Serumkonzentrationen der Vitamin D3-Derivate zur Therapieeinstellung mit aktiven Vitamin D3-Präparaten wenig sinnvoll ist. Dafür gibt es folgende Gründe: Erstens steigen selbst unter hoher Dosierung die Serumkonzentrationen nur geringfügig an. Zweitens sind bereits gute Therapieerfolge trotz niedriger Konzentrationen nachvollziehbar, was einen von der Serumkonzentration unabhängigen Effekt der Vitamin D3-Metabolite vermuten lässt. Eine weitere Aufgabenstellung der vorliegenden Arbeit ist die Suche nach Unterschieden im Knochenstoffwechsel in Abhängigkeit von der Ursache der Niereninsuffizienz (diabetische Nephropathie versus Glomerulonephritis versus Sonstige) und einer Substitution von Erythropoetin oder ACE-Hemmern. Hierbei fallen die deutlich niedrigeren PTH-Konzentrationen bei den Patienten mit DNP und die positive Korrelation zwischen PTH und 125(OH)2D3 auf. Die Patienten mit GN weisen einen signifikanten Abfall von 1,25(OH)2D3 und einen signifikanten Anstieg von PTH sowie eine negative Korrelationen zwischen beiden Parametern auf. Bei den Patienten, die rHuEPO erhielten, sind zum Einen signifikant niedrigere PTH-Konzentrationen zu verzeichnen und zum Anderen korreliert PTH weder mit den Vitamin D3-Derivaten noch mit der alkalischen Phosphatase. Auch unter der Substitution von ACE-Hemmern sind niedrigere PTH-Konzentration zu verzeichnen.
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