Die vorliegende Dissertation gibt eine Gesamtinterpretation der Philosophie Michael Polanyis (1891-1976), die auf deren bislang verborgene fundamentalontologische Grunddimension zielt. Nach Polanyi ignoriert und überspringt jede Art von wissenschaftlicher Reduktion der Wirklichkeit ein vorwissenschaftliches Vorwissen des Menschen, das Polanyi in umfangreichen Detailerörterungen immer wieder konkret nachweist (Laplace, Kopernikus, DNA). Auch die modernste Wissenschaft hat dieses Vorwissen und den ihm entsprechenden Realitätsbereich zur Grundlage. Zu Recht identifiziert Polanyi dieses Vorwissen um die Wirklichkeit im weitesten Sinne mit dem "In-der-Welt-sein" Heideggers. Trotz interner Schwierigkeiten, die mit seinem bewusstseinstheoretischen Ansatz zu tun haben, geht die Intention Polanyis auf einen grundlegenden Realitätskontakt, den der Mensch hat und der den Boden abgibt für alle wahren Sätze über die Realität. Die Rückbesinnung auf diese nicht negierbare, sondern lediglich ignorierbare Form der Wahrheit kann dem Menschen die Fülle von Sinn und Wahrheit, die die Welt zu bieten hat und die nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in Kunst, Literatur, Musik und Religion ihren Ausdruck findet, wieder neu zugänglich machen. Polanyi eröffnet damit eine neue und aussichtsreiche Perspektive für das Philosophieren und Leben unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Zivilisation des 21. Jahrhunderts.
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