Phospholipase A2 aus Schweinepankreas (PLA2) gehört zu einer Klasse ubiquitärer Proteine, die spezifisch die hydrolytische Spaltung von 1,2-Diacylglycerophospholipiden an Position 2 zu Lysophospholipiden und freien Fettsäuren katalysieren. Das Enzym besteht aus 124 Aminosäuren, darunter 14 Cysteine, die sieben Disulfidbrücken bilden. Seine Größe beträgt 13,9 kDa, der isoelektrische Punkt 7,5. Für die Hydrolysereaktion ist neben der katalytischen Dyade aus Histidin 48 und Aspartat 99 die Koordinierung eines Calciumions durch den Aspartatrest 49 sowie das Polypeptidrückgrat des so genannten Calciumbindungs-loops essentiell. PLA2 wird, wie auch andere Phospholipasen A2, durch Bindung an Substrate in aggregierter Form ( z. B. Vesikel oder Micellen) aktiviert. Hierfür ist eine vom aktiven Zentrum verschiedene, als interface recognition site (irs) bezeichnete Oberflächenregion verantwortlich. Der N-Terminus von PLA2 ist ein Bestandteil der irs und bei sauren sowie neutralen pH-Werten über ein extensives Wasserstoffbrückennetzwerk mit dem aktiven Zentrum verbunden. Fluoreszenzspektroskopische Messungen der globalen Stabilität von PLA2 im Gleichgewicht zeigten, dass das Enzym aufgrund einer wenig ausgeprägten Kooperativität der Entfaltung in Gegenwart von Denaturanzien, trotz seiner extrem hohen Denaturansresistenz, eine besonders bei basischen pH-Werten vergleichsweise geringe thermodynamische Stabilität aufweist. Stabilitätsmessungen anhand des HD-Austausches, der mittels NMR verfolgt wurde, bestätigten diesen Befund. Mit Hilfe spektroskopischer Messungen und von NOESY-NMR-Spektren konnte gezeigt werden, dass PLA2 je nach Calciumkonzentration und vorliegendem pH-Wert in mindestens zwei verschiedenen nativen Konformationen vorliegt. Der eingangs erwähnte N-Terminus des Enzyms ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in diesen Vorgang involviert. Durch die Bestimmung thermischer Übergangskurven unter verschiedenen Bedingungen, der Geschwindigkeitskonstanten der globalen Entfaltung als auch der des N-Terminus mittels limitierter Proteolyse konnte belegt werden, dass die erhöhte Dynamik der nativen Struktur, insbesondere des N-Terminus bei basischen pH-Werten die thermodynamischen Stabilitätsparameter entscheidend beeinflusst.
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