Schmetterlinge der Gattung Maculinea leben parasitisch in Ameisennestern der Gattung Myrmica. Bevor die Raupen des Bläulings M. nausithous von Arbeiterinnen ihrer Wirtsameisen adoptiert werden, leben sie auf einer Futterpflanze, dem Großen Wiesenknopf. Obwohl sie versteckt im Pflanzengewebe fressen, werden sie während dieser kurzen Phase von der parasitoiden Wespe Neotypus melanocephalus attackiert. Ziel des ersten Teils dieser Dissertation war ein genaues Verständnis der Ressourcen-Beziehung in dieser Mini-Lebensgemeinschaft. Anhand von 33 Populationen konnte ich klar zeigen, dass die Dichte von M. nausithous nicht von der Futterpflanze, sondern von der Wirtsameise bestimmt wird. Mit Hilfe eines Experiments konnte zudem gezeigt werden, dass die Falterweibchen sich bei der Eiablage nicht an chemischen Reizen der Ameisennester orientieren, sondern an der Futterpflanze und an Habitatmerkmalen. Mit dieser Arbeit wurden zum ersten Mal die Populationsökologie und das Verhalten eines auf räuberische Maculinea-Raupen spezialisierten Parasitoiden analysiert. Anders als bei vielen Parasitoiden gibt es bei N. melanocephalus keine dichteabhängige Parasitierung. Dies ist vermutlich mit den hohen Mortalitätsraten bei Maculinea-Raupen zu erklären. Im genetischen Teil dieser Dissertation habe ich die Frage beantwortet, ob Arten, die am Ende einer Nahrungskette stehen, stärker auf Populations-Isolation reagieren als Arten der trophischen Ebenen darunter. Der Parasitoid N. melanocephalus zeigte eine stärkere genetische Differenzierung als der Falter M. nausithous. Die genetische Differenzierung war in isolierten Parasitoid-Populationen stärker als in weniger isolierten Populationen. Während die genetische Isolation mit zunehmender räumlicher Entfernung beim Bläuling zunahm, konnte dieser "Isolation-by-distance" genannte Effekt beim Parasitoid nicht gefunden werden. Gleichzeitig nahm die Parasitierungsrate in isolierten Populationen ab. Diese Ergebnisse unterstützen theoretische Untersuchungen, wonach Arten höherer trophischer Ebenen empfindlicher auf Habitatfragmentierung reagieren. Sie zeigen, dass beim Bemühen um Naturschutzstrategien für gefährdete Falter wie M. nausithous die spezifischen Bedürfnisse von Parasitoiden berücksichtigt werden müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Parasitoid wie in diesem Fall nur eine einzige Wirtsart hat. Diese Arbeit liefert wichtige Anhaltspunkte zum Schutz beider Arten. Nur eng vernetzte Standort, an denen neben der Futterpflanze die Ameise M. rubra in hohen Dichten vorkommt, können langfristig das lokale Überleben dieser beiden faszinierenden Arten sichern.
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