Die Dissertation "Freiarbeit aus SchülerInnensicht" ist eine umfassende Untersuchung der Freiarbeit in der Sekundarstufe I. Die SchülerInnensicht auf Freiarbeit wurde durch audioaufgezeichnete Kreisgespräche und Gruppendiskussionen, durch Szenenprotokolle der Lehrerin und videografierte Interviews über einen Zeitraum von vier Jahren erhoben und ausgewertet. Das Forschungsprojekt war ein Selbstevaluationsprojekt, in dem die Forscherin ihren eigenen Unterricht untersuchte. Die notwendige Distanz der Forscherin zu ihrer eigenen Praxis wurde durch die Anwendung der dokumentarischen Methode und durch Diskussionen in Forschungskolloquien und -werkstätten hergestellt. Der Prozess der Selbstevaluation wird in einem Nachwort der Arbeit kritisch reflektiert. Die systematische Auswertung der SchülerInnensicht auf Freiarbeit hat ergeben, dass die SchülerInnen insbesondere solche Aktivitäten in der Freiarbeit schätzen, die Selbsttätigkeit erfordern und zulassen. Für die SchülerInnen ist die Ermöglichung von Peerkommunikation der wichtigste Vorteil der Freiarbeit gegenüber dem "normalen Unterricht". Andererseits haben sie Schwierigkeiten, den Charakter der Freiarbeit einzuordnen, da diese für sie zwischen "normalem Unterricht" und Peerkultur angesiedelt ist und ihnen eine Begrifflichkeit fehlt für das, was in der Freiarbeit passiert. Des weiteren ergab die Untersuchung, dass LehrerIn und SchülerInnen in der Freiarbeit die Rollen des lehrerzentrierten Unterrichts reproduzieren. Als Konsequenz wird vorgeschlagen, parallel zur Einführung von Freiarbeit Gespräche auf der Meta-Ebene zu institutionalisieren, bei denen Sinn und Zweck der Freiarbeit thematisiert werden, eine Begrifflichkeit für die besonderen Aktivitäten der Freiarbeit entwickelt wird und die Rollen von LehrerIn und SchülerInnen in der Freiarbeit reflektiert werden können. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wird zum Abschluss der Dissertation ein überarbeitetes Konzept für Freiarbeitsunterricht entwickelt.
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