Das Phänomen der Farbkonstanz bezieht sich auf die Beobachtung, dass uns die Farbe einer Oberfläche unter wechselnder Beleuchtung annähernd gleich erscheint. In der vorliegenden Arbeit wurden in zwei experimentellen Studien zahlreiche Aspekte der menschlichen Farbkonstanz untersucht. Im Zentrum der ersten Studie stand die Untersuchung der Farbkonstanz einer Gruppe farbfehlsichtiger Beobachter, den Dichromaten. Die Farbkonstanzurteile von Dichromaten, die mit Hilfe von Urgraueinstellungen erhoben wurden, waren besser als vorhergesagt. In den Urgraueinstellungen aller Versuchspersonen unter simulierten Tageslichtern zeigten sich darüber hinaus deutliche Unterschiede zwischen inkrementellen und dekrementellen Testreizen. Es fand sich ein systematischer Zusammenhang zwischen der Stärke der Inkrement-Dekrement Asymmetrie und der Farbe der Beleuchtung. In der zweiten Studie wurde eine alternative Methode zur Bestimmung der Farbkonstanzleistungen von Versuchspersonen, die Farbskalierung, eingeführt. An dieser Untersuchung nahmen ausschließlich normalsichtige Versuchspersonen teil. Das Ausmaß der mit Hilfe von Farbskalierungen gemessenen Farbkonstanz stimmte in etwa mit Ergebnissen früherer Studien überein, in denen quantitative Methoden verwendet wurden. Die Einschätzungen der Versuchspersonen in einem Kontrollexperiment, in dem Testflächen isoliert dargeboten wurden, hingen nicht wie erwartet von den Farbkoordinaten der Testfläche, sondern von der Sequenz zuvor präsentierter Flächen ab. Dieser Befund scheint auf chromatische Adaptation zurückzuführen zu sein und unterstreicht die Bedeutung dieses Mechanismus für Farbkonstanzurteile. Zusammenfassend deuten die Ergebnisse aus beiden Untersuchungen daraufhin, dass es keinen singulären Mechanismus zu geben scheint, der dem Phänomen der Farbkonstanz zugrunde liegt. Vielmehr könnte das visuelle System eine Reihe von verschiedenen Informationen aus einer Szene auswerten und miteinander kombinieren.
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