Fragestellung: Intensität und Symptome eines Cannabisentzugssyndroms bei Menschen sind noch unzureichend definiert. In einer Stichprobe Cannabisabhängiger wird daher unter Berücksichtigung von Persönlichkeitsstörungen untersucht, ob ein psychisches und physisches Entzugssyndrom konsistent nachgewiesen werden kann.Methode: Die Studie wurde als prospektive Beobachtungsstudie auf einer geschlossenen Drogenentzugsstation bei 119 Abhängigen mit der DSM-IV Diagnose einer Cannabisabhängigkeit (F12.2) durchgeführt. Messungen fanden an acht Messzeitpunkten über einen Zeitraum von zehn Tagen statt.Befunde: Zwei Drittel der untersuchten Patienten erfüllten fünf oder mehr der DSM-IV Abhängigkeitskriterien, über 90% erfüllten die SKID-II Screening- Kriterien mindestens einer Persönlichkeitsstörung. Psychische und physische Symptome konnten jeweils sinnvoll zu einer Symptomskala zusammengefasst werden. Nur rund die Hälfte der Patienten berichte erhöhte Symptome. Deren Intensität nahm im Zeitverlauf nahezu linear ab. Indikatoren des Cannabiskonsums sowie Hinweise auf Persönlichkeitsstörungen erwiesen sich als relevant für die Schwere der Entzugssymptomatik.Schlussfolgerung: Die Befunde unterstützen die Annahme eines Cannabisentzugssyndroms, das physische und psychische Symptome umfasst. Dessen Intensität ist jedoch nur für eine Teilstichprobe klinisch relevant. Hinweise auf Persönlichkeitsstörungen sind unter stationär behandelten Cannabisabhängigen häufig und beeinflussen die Intensität der Symptomatik.
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