Hintergrund: Für das maligne Melanom (MM) sind verschiedene klinische und histologische Prognosefaktoren bekannt. Im Gegensatz zu dünnen MM besteht jedoch ein Mangel an Prädiktoren des Verlaufs bei MM mit größerer Eindringtiefe (T3/T4). In einer vorhergehenden Pilotstudie wurde gezeigt, dass die paratumorale Epidermishyperplasie (PTEH) diese Lücke schließen könnte. PTEH ist definiert als eine Hyperplasie von Epidermiszellen im Randbereich des Tumors. Zielstellung: Mit der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob die PTEH ein relevanter Prognosefaktor bei malignen Melanomen ist. Material und Methoden: Eingeschlossen wurden alle primären malignen Melanome der Haut, die zwischen 1980 und 1991 in der Klinik für Dermatologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg operiert wurden und von denen noch histologisches Material zugänglich war (n=513). Die Nachsorgedaten wurden prospektiv erfasst. Die Messung der PTEH erfolgte in Millimetern an HE gefärbten Schnittpräparaten. Ergebnisse: Das Merkmal PTEH konnte in 115/513 Fällen nachgewiesen werden. PTEH wurde vorwiegend bei dicken Melanomen festgestellt (75/157, 47.8% in T3/T4 MM im Gegensatz zu 40/356, 11.2% in T1/T2 MM). In der Gruppe der T3/T4 MM ist eine PTEH ≥ 1.0 mm offenbar ein unabhängiger positiver Prognosefaktor für das Gesamtüberleben und das rezidivfreie Überleben in der multivariaten Cox-Regressionsanalyse (OR=4.4, 95%CI=1.72-11.4, p=0.002 bzw. OR=2.7, 95%CI=1.2-5.8, p=0.015). Eine PTEH ≥ 1.0 mm hat sich, verglichen mit den bekannten Standardprognosekriterien, als stärkster Prognosefaktor für maligne Melanome mit einer Tumordicke von > 3.0 mm erwiesen. Schlussfolgerung: Eine PTEH ≥ 1.0 mm geht mit einer deutlichen Verbesserung der Prognose von MM einher. Sie ist ein wichtiger und unabhängiger Prognosefaktor für MM mit hoher Eindringtiefe (T3/T4). Die Bestimmung der PTEH ist einfach. Als Standardprognosekriterium bei MM ist die Methode prinzipiell geeignet.
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