Titelaufnahme

Titel
Mengenproblematik : wenn individuelle Entscheidungsfreiheit (scheinbar) mit der Nachhaltigkeit in Konflikt gerät / von Simon Meisch, Matthias Kerr (geb. Böhm) & Thomas Potthast (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Eberhard Karls Universität Tübingen), Bettina Brohmann (Öko-Institut, Darmstadt) ; im Auftrag des Umweltbundesamtes ; Durchführung der Studie: Eberhard Karls Universität Tübingen Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Öko-Institut e.V. ; Redaktion: Fachgebiet I 1.1 Grundsatzfragen, Nachhaltigkeitsstrategien, Ressourcenschonung Anne Klatt, Almut Jering, Gerolf Hanke
VerfasserMeisch, Simon ; Kerr, Matthias ; Potthast, Thomas ; Brohmann, Bettina
BeiträgerKlatt, Anne ; Jering, Almut ; Hanke, Gerolf
KörperschaftDeutschland ; Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften ; Öko-Institut
ErschienenDessau-Roßlau : Umweltbundesamt, Dezember 2018
Umfang1 Online-Ressource (79 Seiten, 1,87 MB)
Anmerkung
Zwischenbericht (AP5) aus dem laufenden F+E Umweltpolitik im 21. Jahrhundert
Abschlussdatum: September 2018
Literaturverzeichnis: Seite 73-79
Sprache der Zusammenfassung: Deutsch, Englisch
SpracheDeutsch
SerieTexte ; 2018, 113
URNurn:nbn:de:gbv:3:2-1064881 
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Mengenproblematik [1.87 mb]
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Klassifikation
Keywords
Viele Umweltzerstörungen werden auf privaten Konsum zurückgeführt. Dessen negative Auswirkungen entstehen oft in Folge zahlreicher einzelner an sich harmloser Verbraucherentscheidungen wie beispielsweise Flugreisen oder Fleischkonsum. Zum Umweltproblem entwickeln sie sich dadurch dass zu viele bzw. eine zunehmende Zahl an Menschen konsumieren. Der vorliegende Bericht diskutiert das dergestalt beschriebene Problem unter dem Titel der Mengenproblematik. Er fragt ob es aus Gründen der intra- und intergenerationellen Gerechtigkeit nicht eher geboten wäre dass Umweltpolitik privaten Konsum viel stärker reguliert und inwiefern diese Eingriffe mit dem liberalen Freiheitsbegriff vereinbar sind. Dazu geht der Bericht in drei Schritten vor. Im ersten Teil setzt er sich konzeptionell mit dem Phänomen der Mengenproblematik auseinander und fragt nach dessen problematischen impliziten Annahmen die er mit Blick auf ethische Konzepte von Gerechtigkeit Freiheit und Verantwortung kritisch diskutiert. Im zweiten Teil führt er den Begriff des Nudging ein das als ein Set von Politikinstrumenten gesehen wird privaten Konsum zu steuern ohne Vorgaben zu machen. Der Bericht stellt Erfahrungen mit diesen Instrumenten vor und beschäftigt sich mit deren Legitimität. Von besonderer Bedeutung ist die Vorstellung von Entscheidungsarchitekturen die Konsum immer strukturieren. Diesen Gedanken greift der dritte Berichtteil auf. Er reformuliert die scheinbar individuelle Konsum- und Mengenproblematik als soziale Frage von Lebensstilen und -formen im Kontext von politischen Auseinandersetzungen um das Gute Leben und dem liberalen Freiheitsbegriff der in einer nicht verkürzten Form zugleich Verantwortung impliziert. Der Bericht argumentiert dafür dass Konsum immer eine öffentliche Angelegenheit ist dass es sinnvoll ist die Mengenproblematik nicht primär und ausschließlich am Ende bei den Verbrauchenden zu „privatisieren“ sondern in gesellschaftliche Fragen einer Suffizienzpolitik einzubetten. Daher kann ethisch begründet werden dass Konsum als Teil von Lebensformen Gegenstand von Umweltpolitik werden muss damit die Mengenproblematik bearbeitet werden kann.
Keywords (Englisch)
Much environmental degradation is attributed to private consumption. Its negative effects are often the result of numerous individual in itself harmless consumer decisions such as air travel or meat consumption. They develop into an environmental problem because too many or an increasing number of people consume. This report discusses the problem described in this way under the title quantity problem. It asks whether for reasons of intra- and intergenerational justice it would not be more appropriate for environmental policy to regulate private consumption much more strongly and to what extent these interventions are compatible with the liberal concept of freedom. To this end the report proceeds in three steps. In the first part it deals conceptually with the phenomenon of the quantity problem and examines its problematic implicit assumptions which it critically discusses with a view to ethical concepts of justice freedom and responsibility. In the second part it introduces the notion of nudging which is seen as a set of policy instruments to control private consumption without making prescriptions. The report presents experiences with these instruments and deals with their legitimacy. Of particular importance is the notion of choice architectures that always structure consumption decisions. The third part of the report takes up this idea. It reformulates the seemingly individual problems of consumption and quantity as a social question of lifestyles and life forms in the context of political disputes over the Good Life and the liberal concept of freedom which in its unabridged form also implies responsibility. This report claims that consumption is always a public affair hence a 'privatised' focus on individual consumers shall be avoided and instead be understood as a societal question of politics of sufficiency. Thus it can be ethically justified that consumption as part of life forms has to become subject of environmental politics in order to address the quantity problem.