Die Kap-Honigbiene Apis mellifera capensis ist eine in der Kapprovinz verbreitete geographische Varietät von Apis mellifera (Ruttner 1988). Sie zeichnet sich durch drei Charakteristika aus, die sie von allen anderen Rassen unterscheidet. 1) bei Weisellosigkeit sind Kap-Arbeiterinnen in der Lage thelytokisch weibliche Nachkommen zu erzeugen und 2) ihre Ovariolenanzahl ist doppelt so hoch wie die der ebenfalls in Südafrika vorkommenden Apis mellifera scutellata (Hepburn und Crewe 1991) 3) weiterhin sind sie in der Lage ein königinnen-ähnliches Mandibeldrüsensekret zu synthetisieren, welches hohe Mengen an 9-Oxodecensäure (9-ODA) beinhaltet (Crewe 1982). Wird ein A. m. capensis Volk weisellos und ist keine Brut vorhanden, so können Arbeiterinnen die Reproduktion übernehmen. Potentiell wären alle Arbeiterinnen in der Lage ihre Ovarien zu aktivieren, es sind jedoch nur einige wenige, die sich zur legenden Arbeiterin entwickeln. Die Interaktion und Relevanz von Pheromonen, Trophallaxis und Genetik für die Etablierung der Dominanzhierarchien der Arbeiterinenreproduktion ist das Thema dieser Promotion. Es wurden die typischen "Arbeiterinnensubstanzen" (10-HDA, 10-HDAA) und die Königinnensubstanz (9-ODA) analysiert. Dabei wurde deutlich, daß die Ausprägung der Mandibeldrüsensekrete nicht nur altersabhängig ist sondern auch abhängig von dem sozialen Kontext. Isoliert gehaltene Bienen haben eine dreifach reduzierte Pheromonproduktion im Vergleich zu in Paaren gehaltenen Bienen. Auch die Zusammensetzung der drei analysierten Komponenten unterschied sich signifikant. Einige Untersuchungen an Ameisen und Bienen haben gezeigt, daß das Verhindern physischen Kontaktes zwischen den Individuen sowohl zur einer verhaltens- als auch zu einer physiologischen Veränderung führen kann . Es konnte in dieser Arbeit kein Hinweis gefunden werden, daß die Verhinderung des physischen Kontaktes zwischen den Arbeiterinnen zu einer veränderten Pheromonproduktion in den Mandibeldrüsen führt. Aber die Produktion von Pheromonen ist nicht der einzige Faktor, der die Ausbildung von Dominanzhierarchien beeinflußt. Auch trophallaktische Interaktionen spielen eine Rolle in Bezug auf Dominanz. Und ein dritter Faktor, die genetische "Ausstattung" spielt sowohl für die trophallaktische Dominanz als auch für die Produktion von 9-ODA eine entscheidende Rolle. Es konnte eine Herausbildung einer Dominanzhierarchie in Bezug auf Trophallaxis gefunden werden. Jedoch gab es keine Korrelation zwischen dem Futterfluß und dem 9-ODA Gehalt. Untersucht wurde weiterhin ob der Zusammenhang zwischen den Patrilinien und der Produktion von 9-ODA sich im reproduktiven Erfolg widerspiegelt. Es konnte gezeigt werden, daß die Ausbildung von Dominanzhierarchien sich auf drei Selektionsebenen abspielt. Dabei spielt die 9-ODA Produktion eine bedeutende Rolle für den reproduktiven Status einer Arbeiterin. Es konnte jedoch keine Korrelation zwischen dem 9-ODA Gehalt und der Anzahl der gelegten Eier gefunden werden. Die 70% genetische Varianz für die reproduktive Dominanz bestätigen eine hohe intrakoloniale Selektion für die Reproduktion.
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