Dynemicin A, das zu der Familie der natürlichen Endiin-Antibiotika/Cytostatika gezählt wird, zeichnet sich durch hohe cytotoxische Wirkung und Antitumoraktivität gegenüber verschiedenen Tumorzellarten aus. Es enthält ein bicyclisches Endiin und ein Anthrachinonring, wie man ihn auch bei den Anthracyclinen findet. Die Antitumoraktivität des Dynemicins wird auf die Endiin-Untereinheit zurückgeführt, die nach einer Bergman-Cyclisierung die toxischen Diradikale ausbildet. Um den Einfluß des Stickstoff-Heterocyclus, der Substituenten am Aromaten und am E-Ring genauer zu untersuchen, waren wir an der Synthese einfacher analoger Verbindungen interessiert, die wir auf die fundamentalen Struktureinheiten des Dynemicins reduziert haben. Die Dynemicin-Analoga wurden ausgehend von Arylcyclohexenonen synthetisiert. Die Arylcyclohexenone wurden über eine Palladium-katalysierte Kreuzkupplungsreaktion dargestellt. Elektronenreiche Arylstannane wurden in Gegenwart von Pd2(dba)3·CHCl3, schwach koordinierenden Liganden, polaren Lösungsmitteln und Kupfer(I)iodid mit alpha-Iodoenonen (Stille-Reaktion) zu den gesuchten Arylcyclohexenonen umgesetzt. Alternativ ließen sich die Kupplungsprodukte über einen Suzuki-Reaktion unter Einsatz von Arylboronsäuren darstellen. Anschließend wurde der Endiinbügel aufgebaut. Nach Epoxidierung und Oxidation gelang die Cyclisierung mit katalytischen Mengen an TBAF zum makrocyclischen Endiin 71. In dem 1H-NMR-Spektrum ist Signalverdopplung zu beobachten. Die Temperaturabhängigkeit des 1H-NMR-Spektrums läßt auf die Existenz von Rotameren schließen, so daß der Stickstoff-Heterocyclus im Naturstoff den Aromaten und das bicyclische Endiin vermutlich in einer günstigen Konformation fixiert. Biologische Tests zeigten für das Endiin 72 Antitumoraktivität. Der Aromat des Endiins 72 ließ sich dagegen nur mit geringer Ausbeute zum Chinon oxidieren.
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