Aufgrund ihrer vielen hervorragenden Eigenschaften beschäftigen Ferroelektrika bereits seit einigen Jahrzehnten sowohl die Grundlagenforschung als auch die Materialentwicklung. In den letzten Jahren wurde ihren nichtlinearen Eigenschaften, insbesondere dem dielektrischen Umschaltverhalten, verstärktes Interesse gewidmet. Die für das Umschaltverhalten verantwortlichen Domänenprozesse sind jedoch sehr komplex, und es gelang bisher nur in Einzelfällen eine gute quantitative Modellierung der experimentellen Daten. Eine besondere Untergruppe der Ferroelektrika sind die ferroelektrischen Lock-in Phasen, die eine besonders einfache, eindimensionale Domänenstruktur besitzen und sich damit als Modellsubstanzen zur Modellierung des Umschaltverhaltens anbieten. In dieser Arbeit wird durch die Verknüpfung einer thermodynamischen Theorie zur Beschreibung von Phasenübergängen mit einem Ansatz zur Beschreibung der Dynamik der Domänenwandbewegung ein Modell für das Umschaltverhalten ferroelektrischer Lock-in Phasen aufgestellt. Mit dieser theoretischen Beschreibung, in die nur wenige, physikalisch motivierte Parameter eingehen, wird im gesamten untersuchten Temperaturbereich eine sehr gute Beschreibung der an hochreinen Rb2ZnCl4-Kristallen gewonnen experimentellen Daten erreicht. Aus den Ergebnissen werden neue Erkenntnisse über die Mechanismen der Domänenwandnukleation- und annihilation während des Heizens und Kühlens und zur Wechselwirkung von Domänenwänden mit Defekten abgeleitet. Das Modell zum Umschaltverhalten wird außerdem auf das Verhalten von Rb2ZnCl4 -.Kristallen in einem nichtlinearen Serienschwingkreis angewandt. Auch bei dieser empfindlichen Untersuchungsmethode zeigt sich eine gute Übereinstimmung zwischen Experiment und numerischer Lösung der Modellgleichungen. Durch einige vereinfachende Annahmen wird die Modellgleichung auf den etablierten Potenzreihenansatz reduziert. Damit wird erstmals eine direkte Verknüpfung der phänomenologischen Koeffizienten der Potenzreihenentwicklung mit den das Umschaltverhalten bestimmenden Größen wie der Domänenwanddichte und -beweglichkeit erreicht.
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