Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Dynamik in verschiedenen Phasen thermotroper Flüssigkristalle und an den entsprechenden Phasenübergängen. Die dielektrische Spektroskopie wurde dabei als wichtigste Untersuchungsmethode verwendet. Sie kann Erkenntnisse über inter- und intramolekulare Dynamik sowie über kollektive Prozessen liefern. Zusätzlich kamen die Atomic Force Microscopy (AFM), Kalorimetrie und elektro-optische Techniken zum Einsatz. Es wurden neben kalamitischen Flüssigkristallen auch Substanzen mit bananenförmiger Molekülgestalt und substituierte Diole charakterisiert. Zu Beginn wurden bananenförmige Moleküle mit B2- und B7-Phasen untersucht. Typisch für B2-Phasen ist, daß zwei dielektrische Absorptionsgebiete im Frequenzbereich von 10-3 bis 107 Hz beobachtet werden können. Der hochfrequente Mechanismus wurde der Reorientierung des "starren" Mittelteils um die Moleküllängsachse (molekularer Mechanismus) und der niederfrequente der Dynamik ferroelektrischer Cluster (kollektiver Mechanismus) zugeordnet. Proben mit B7-Phasen zeigen im untersuchten Frequenzbereich nur eine dielektrische Absorption, die auf einen kollektiven Mechanismus zurückgeführt wird. AFM-Untersuchungen beweisen eindeutig regelmäßige Überstrukturen. Diese könnten mit helikalen Überstrukturen, die bis dahin nur postuliert wurden, zusammenhängen. Zusätzlich konnte eine weitere, bis dahin nicht bekannte Mesophase (B8) gefunden werden. Bei den substituierten Diole konnte die Existenz inverse Micellen durch Leitfähigkeitsmessungen bestätigt werden. Dielektrischen Messungen an den micellaren Phasen im Frequenzbereich von 10kHz bis 10MHz zeigen ein Absorptionsgebiet. Diese wurde nur in micellaren Systemen gefunden und kann durch Dynamik innerhalb der Micellen erklärt werden. Bei den kalamitischen Flüssigkristallen konnte gezeigt werden, daß eine Korrelation von Retardationfaktoren für die Reorientierung um die kurze Molekülachse und Phasenumwandlungsentropie nur bei Substanzen ähnlicher Molekülstruktur besteht. Neu ist der experimen-telle Befund, daß Proben, die eine smektische G-Phase besitzen, eine unerwartet hohe statische Dielektrizitätskonstante im Phasenumwandlungsgebiet zur SG-Phase zeigen, was nur durch polare Überstrukturen erklärt werden kann. Ebenso konnte gezeigt werden, daß die Struktur der SB-Phase variabler ist als bisher angenommen wurde.
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