Ein wesentlicher Teil des wissenschaftlichen und technologischen Interesses an BaTiO3 beruht auf seinen ferroelektrischen Eigenschaften und den Änderungen des elektrischen, optischen und mechanischen Materialverhaltens an den Phasenübergängen. Diese Eigenschaften werden stark von strukturellen, ferroelektrischen und defektinduzierten Merkmalen der Ober- und Grenzflächen beeinflusst. Die Präparation und oberflächenphysikalische Charakterisierung von definierten, einkristallinen BaTiO3-Oberflächen ist insofern eine wichtige Voraussetzung fur das Verständnis der Eigenschaften von dünnen Schichten und polykristallinem BaTiO3. In dieser Arbeit wurden an BaTiO3(001)- und (111)-Oberflächen geeignete Präparationsverfahren (Ionenätzen, Tempern in reduzierender und oxidierender Atmosphäre) für oberflächenphysikalische Experimente entwickelt. Abhängig von den Präparationsbedingungen lassen sich verschiedene stöchiometrische und nicht stöchiometrische Rekonstruktionen beobachten. Es zeigt sich, dass deren Eigenschaften wesentlich durch die oberflächenspezifische beziehungsweise defektinduzierte O-Koordination der Kationen bestimmt werden. Ein besonderes Merkmal der nicht stöchiometrischen Rekonstruktionen auf BaTiO3(001) ist die Fernordnung von Ti3+-O-Leerstellenkomplexen. Die umfassende Charakterisierung von Einkristalloberflächen bildet in dieser Arbeit die Grundlage für erstmalige rastertunnelmikroskopische Untersuchungen von ferroelektrischen Domänen und Korngrenzen an polykristallinen BaTiO3-Oberflächen. Zur Analyse der Oberflächen kamen abbildende Verfahren wie Raster-Tunnel- und Raster-Kraft-Mikroskopie (STM/AFM), Raster-Elektronen-Mikroskopie (SEM) und Raster-Augerelektronen-Mikroskopie (SAM) zum Einsatz. Elektronenspektroskopische Untersuchungen erfolgten mit Röntgen- und UV-Photoelektronen-Spektroskopie (XPS/UPS) sowie Augerelektronen-Spektroskopie (AES). Weiterhin wurde die Streuspektroskopie langsamer Ionen (LEIS) und die Beugung langsamer Elektronen (LEED) verwendet.
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