Über den tatsächlichen Einsatz von Antibiotika in der chirurgischen klinischen Routine ist im Gegensatz zur Bedeutung der Antibiotika in der Chirurgie wenig bekannt. Darüber hinaus sind die Auswirkungen des tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Systemwechsels in Ostdeutschland 1990 auf den Antibiotikaeinsatz in der klinischen Chirurgie kaum erforscht. Zwei Gruppen stationärer chirurgischer Patienten eines ostdeutschen Krankenhauses der Schwerpunktversorgung aus dem ersten Halbjahr 1989 und dem ersten Halbjahr 1992 wurden retrospektiv anhand demographischer und antibotikaspezifischer Parameter verglichen. Bei einer Zunahme der Patientenzahl um 24,8% (von 1335 auf 1666) waren die Patientengruppen 1989 und 1992 bezüglich demographischer Parameter und der Diagnosegruppen vergleichbar. Der Anteil der mit Antibiotika behandelten Patienten erhöhte sich von 18,4 % (245 Patienten) auf 24,8% (413 Patienten), was durch häufigere perioperative Infektionsprophylaxe 1992 bedingt war. Antibiotika kamen fast ausschließlich bei operierten Patienten zum Einsatz, wobei die Behandlungsformen der perioperativen Prophylaxe und der kalkulierten Therapie vorherrschten. Die Veränderungen der Verweildauer und Letalität 1992 waren bezogen auf die Antibiotikabehandlung uncharakteristisch. Nachweisbar waren quantitative und qualitative Veränderungen: Antibiotikakombinationen kamen häufiger, jedoch mit weniger Kombinationspartnern zur Anwendung. Bakterizide Antibiotika ersetzten bakteriostatische, und auf Antibiotika mit einem hohen Nebenwirkungspotential wurde verzichtet. Anhand der quantitativen und qualitativen Veränderungen im Antibiotikaeinsatz 1992 gegenüber 1989 wurde eine Verbesserung der Behandlungsqualität bei chirurgischen Patienten deutlich.
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