Betulinsäure (BA) wurde als spezifischer, Apoptose-induzierender Inhibitor des malignen Melanoms beschrieben, einer Krebserkrankung mit weltweit steigender Inzidenz. In dieser Arbeit wurde die Reaktionen verschiedener epidermaler humaner Zellsysteme (normale humane epidermale Melanozyten (NHEM) und Keratinozyten (NHEK)) im Vergleich zu einer maligne entarteten Melanom-Zelllinie (IGR1) untersucht, um die Spezifität der BA-Wirkung bei einer topischen Anwendung zu verifizieren. Die Wirkung der BA kann nicht als spezifisch für das maligne Melanom bewertet werden, da eine toxische Wirkung und eine Induktion der Apoptose durch BA in allen Zellkulturen im Zeitintervall 12 - 72 h nachgewiesen werden konnte. Mit dem APO2.7-Test konnte nach 48 h und 5 µgxml-1 BA in allen Zelllinien ein signifikanter Anstieg der APO2.7-positiven Zellen aufgezeigt werden. Eine DNA-Fragmentierung ist in allen Zellsystemen durch die TUNEL-Methode am Durchflusszytometer detektierbar. Caspasen spielen eine wesentliche Rolle bei der durch BA vermittelten Apoptose, erkenntlich am Anstieg M30-positiver Zellen. Eine Hemmung der Caspasen durch den Inhibitor Z-VAD-FMK führt zu einem Rückgang der DNA-Schnittprodukte im TUNEL-Test, nicht aber zu einer Erhöhung der Anzahl vitaler Zellen im Annexin-V/PI-Test. P53 ist nicht in eine BA-induzierten Apoptose involviert. Normale Keratinozyten reagieren auf BA nur zu einem geringen Maß mit einer Phosphatidylserinumlagerung und Verlust der Membranintegrität aber mit einem starken Anstieg von Stoffwechselvorgängen der epidermalen Differenzierung. Eine Stimulation der terminalen Differenzierung ist ab 2 µg/ml BA anhand des Anstiegs des Involucringehaltes in NHEK nachweisbar. Durch BA (8 µg ml-1) wird, wie durch eine 2,5 mM Ca2+-Positivkontrolle, eine Expression von Filaggrin induziert. Insgesamt liefern die vorliegenden Ergebnisse Hinweise, dass die Toxizität der BA nicht auf neuroektodermale Zellen beschränkt bleibt und eine systemische Anwendung vorerst auszuschließen ist. Die Ergebnisse geben Ansatzpunkte, BA nach Modifikationen der Molekülstruktur und Erhöhung der Spezifität, für die topische Behandlung epidermaler Störungen nach UV-Exposition, bei Pigmentstörungen (z.B. Lentigines), Differenzierungsstörungen und/oder epidermalen Hyperproliferationen (z.B. Psoriasis) heranzuziehen.
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