Curt Rothenberger war einer der führenden Männer der Hamburger und seit 1942 auch der deutschen Justiz in der NS-Zeit. Im Kaiserreich noch Student, erlebt er in der Weimarer Republik sein Referendariat und erhält seine erste Anstellung als Jurist im Justizdienst der Hansestadt. Im Dritten Reich zunächst als Hamburger Justizsenator und nach der Zentralisierung dort als OLG-Präsident tätig, entwickelt er mit Hilfe des sogenannten "System Rothenberger" ein perfektes Instrument zur Justizlenkung. 1942 beruft ihn Hitler zum Staatssekretär ins Reichsjustizministerium, um eine große nationalsozialistische Justizreform einzuleiten. Rothenberger versucht nun, sein System auch auf Reichsebene umzusetzen. Den Posten als Staatssekretär übt er allerdings nur 16 Monate aus. Schon kurz nach seiner Ernennung setzt der ebenfalls neu nominierte Reichsjustizminister alles daran, Rothenberger wieder loszuwerden. Dies gelingt im schließlich im Dezember 1943. Rothenberger wird seines Amtes enthoben und in den Wartestand versetzt. Frustriert kehrt er nach Hamburg zurück und arbeitet dort erneut im Sinne der Machthaber. 1947 wird er als Angeklagte im Nürnberger Juristenprozess zu 7 Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung wieder in Hamburg, lebt und arbeitet er dort unbehelligt als Jurist weiter. Erst durch einen Artikel der Frankfurter Rundschau holt ihn 1959 seine NS-Vergangenheit ein. Er nimmt sich am 1. September 1959 das Leben. Die Arbeit schildert den Lebensweg Rothenbergers und seine politische Karriere. Unter Verwendung neuen Quellenmaterials und einer umfassenden Auswertung beschreibt sie Rothenbergers Wirken und Motivation.
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