Im Rahmen dieser Arbeit werden Reaktionen diskutiert, bei denen ein festes Edukt mit einem gelösten oder flüssigen Edukt reagiert und wenigstens ein festes Produkt bzw. Nebenprodukt kristallisiert. Die Motivation für diese Arbeit wird durch folgende Frage widergespiegelt: Wie kann ein Feststoff - ohne in einer zusätzlichen Verfahrensstufe erst aufgelöst werden zu müssen - im Reaktionsmedium optimal "direkt" umgesetzt werden? Als Folge einer Oberflächenblockierung bzw. dem Einschluß eines Restes des festen Eduktes im festen (Neben-)produkt kommt es zur Einbuße bezüglich der Ausbeute bzw. zu Problemen bei der Einhaltung von Grenzwerten. Ungeachtet der industriellen Relevanz finden Fest-Flüssig-Reaktionskristallisationen in der Literatur sehr wenig Beachtung. Das Interesse besteht ausschließlich darin, verschiedene Makrokinetiken beschreiben zu können. Die explizite Absicht, das vorherrschende Makroregime eines Prozesses zu verändern, wird nicht verfolgt. Neben einem Screening zur Makrokinetik von Fest-Flüssig-Reaktionskristallisationen werden experimentelle Arbeiten zur Kinetik der Borsäureproduktion (Borax + Propionsäure), Umsetzung von Calciumcitrat zu Citronensäure und Natriumascorbat zu Vitamin C (jeweils mit Schwefelsäure) vorgestellt. Es ist festzustellen, daß in der exakten Vorhersagbarkeit der Makrokinetik eine ungelöste Problematik besteht. Allerdings kann durch einfache und wenige Versuche die Neigung eines Reaktionssystems zur Oberflächenblockierung bestimmt werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, daß die Veränderung der Makokinetik einer Fest-Flüssig-Reaktionskristallisation prinzipiell möglich ist. Es wird ein Fahrplan zur technischen Durchführung von Fest-Flüssig-Reaktionskristallisationen vorgestellt, mit dem somit eine einfache methodische Vorgehensweise zur Beurteilung und gezielten Beeinflussung der Makrokinetik existiert.
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