Das Forschungsinteresse galt der Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer ihrem Kernauftrag der Persönlichkeits- und Bildungsentwicklung von Schülerinnen und Schülern zunehmend professionell nachkommen und dabei unbewusste und irrationale Wirkfaktoren integrieren können. Die Forschungsfrage wurde in einer theoretischen Untersuchung, am Einzelfall und in einer konzeptionellen Untersuchung zum Ist-Zustand von "Interaktiver Beratung und Schulentwicklung" exploriert. Übergeordnete Theorien waren die Intersubjektivitätstheorien der Psychoanalyse, die Theorie sozialer Systeme und der symbolischen Interaktionismus. Als Forschungsdesign wurde ein Junktim zwischen "Forschen und Beraten" und als empirische Erhebungsmethode das psychoanalytische Konzept von "Übertragung/Gegenübertragung" gewählt. Zur Aufbereitung und qualitativen Auswertung wurden u. a. das Beratungsverfahren "Kontrollsupervision", die kasuistische Falldarstellung und die Strukturale Analyse Sozialen Verhaltens weiterentwickelt und angewendet. Die Untersuchungen ergaben eine in der Schulkultur verankerte und in wesentlichen Aspekten unbewusste "Beziehungsmatrix", die von den organisatorisch-institutionellen Strukturen geprägt und von den personalen Strukturen inszeniert und verändert wurde. Sie enthielt schulspezifische Abwehr- und Bewältigungsstrategien wie Autoritätskonflikten, informelle Kontrollmechanismen, die Behauptung von Einflusslosigkeit und allmächtige Leitungsimagines. Die Beziehungsmatrix zeigte sich in den Interaktionen der Beraterin und der Lehrenden zwischen autonomiegewährend versus kontrollierend, bzw. freundlich versus feindlich. Auffallend war dabei die Häufigkeit auch entwertender Interaktionen. Für den Kernauftrag der Lehrerinnen und Lehrer ergab sich als Schlussfolgerung für "Interaktive Beratung und Schulentwicklung", eigene und fremde abhängige und aggressive Tendenzen nicht zu tabuisieren, sondern zu integrieren und damit zu entschärfen.
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