Brassinosteroide, eine neue Klasse von Phytohormonen, haben essentielle Funktionen bei Wachstums- und Entwicklungsprozessen. Da Brassinosteroide generell an der Pflanzenentwicklung beteiligt sind, wird eine Funktion bei der Samenentwicklung angenommen. In der vorliegenden Arbeit sollte untersucht werden, in welcher Weise Brassinosteroide zur Samenentwicklung beitragen und welche Funktion sie bei der Keimung haben. Um dieses generelle Ziel zu erreichen, wurden die Brassinosteroidfunktionen im Samen durch Immunmodulation blockiert. Als wichtiges Werkzeug wurden spezifische rekombinante Einkettenantikörper selektiert, die entweder an Brassinolid, Castasteron und die Isomere 24-Epibrassinolid und 24-Epicastasteron (Antikörper A30) oder nur an 24-Epiobrassinolid und 24-Epicastasteron (Antikörper A16) spezifisch binden. Die entsprechenden kodierenden Sequenzen wurden in Pflanzenexpressionsvektoren kloniert , die eine Lokalisierung dieser Antikörper im Endoplasmatischen Retikulum von Samenzellen gewährleisten. Hierfür wurden für beide Einkettenantikörpergene die samenspezifischen Promotorem USP und Legumin B4 benutzt. Transgene Arabidopsis thaliana- und Nicotiana tabacum-Pflanzen akkumulierten die rekombinanten anti Brassinosteroidantikörper stabil und vererbbar im Endoplasmatischen Retikulum von Samenzellen. Nichtsegregierende homozygote transgene Linien wurden durch klassische genetische Analye selektiert. Diese Pflanzen akkumulierten den Einkettenantikörper A16 stärker als den Einkettenantikörper A30 im ER. Die rekombinanten Antikörper aus den Pflanzen banden in vitro spezifisch an 24-Epicastasteron. Diese Bindungsaktivität ist für die physiologische Wirkung in vivo essentiell. Die Brassinosteroidfunktionen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten der Samenentwicklung durch Immunmodulation untersucht. Die rekombinanten Antikörper wurden zu diesem Zweck entweder unter Kontrolle des USP-Promotors oder unter Kontrolle des LeguminB4-Promotors exprimiert. Bei Expression unter Kontrolle des USP-Promotors konnten die transgenen Proteine schon ab Tag 4 nach der Bestäubung, in großen Mengen ab Tag 8 nach der Bestäubung, nachgewiesen werden. Bei Expression unter Kontrolle des LeguminB4-Promotors konnten die rekombinanten Antikörper ab 8, in großen Mengen ab Tag 9 nach der Bestäubun nachgewiesen werden. Die transgenen Pflanzenlinien wiesen verschiedene morphologische und physiologische Veränderungen auf. Reife transgene Arabidosis-Samen zeigten Veränderungen in Menge und Form der Phytin-haltigen Proteinkörper, was als Folge inadäquater Nährstoffeinlagerung zu deuten ist. Die transgenen Pflanzen zeigten verzögerte Keimung und verzögerte Entwicklung nach der Keimung. Die Modulation der Brassinosteroidfunktionen in keimenden Samen verursachte auch Veränderungen auf molekularer Ebene. Inadäquate Expression wurde für verschiedene Gene nachgewiesen. Veränderungen der transgenen Linien im Nährstoffstatus wurden durch Studien der Expression des Cruciferringenes sowohl auf Transcript- als auch auf Proteinebene demonstriert.
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