Ziel: Die Behandlungsverläufe bei Unterkieferkontinuitätsresektionen sollten analysiert und die Kaukräfte bei unterkieferresezierten Patienten bestimmt werden. Mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode (FEM) werden entsprechende virtuelle kaufunktionelle Belastungen simuliert und eine Designoptimierungen der Rekonstruktionsplatten vorgenommen. Methoden und Ergebnisse: Der Behandlungsverläufe von 102 Patienten (w = 29, m = 73) mit Unterkieferkontinuitätsresektionen wird analysiert. Postoperative Komplikationen traten in 39 % der Fälle auf. Im Mittel entwickelten die Patienten postoperativ eine Kaukraft von 80,7 N im Molarenbereich, wobei Patienten mit einem durch Rekonstruktionsplatten überbrückten Defekt Kaukräfte bis zu 132 N erreichen konnten. Bei der FESimulation von zwei klinisch relevanten Unterkieferkontinuitätsdefekten ergaben sich unter Zugrundelegung der ermittelten Kaukräfte bei den konventionellen Plattentypen sowohl in der Platte, in der periimplantären Kompakta als auch in der Rekonstruktionsplatte selbst Spannungsspitzen (nach von Mises), die zum Versagen des Osteosynthesesystems führen können. Eine flächenhafte Rekonstruktionsplattengestaltung mit einer quadratischen Schraubenanordnung und einer Vergrößerung des Schraubendurchmessers auf 4 mm würde beim Kieferwinkeldefekt die Belastungen unter Kaufunktion um 61% bzw. 92% je nach Komponente des Rekonstruktionssystems absenken. Für den Kinndefekt konnten keine kritischen Spannungsspitzen in den konventionellen und in den modifizierten Systemen nachgewiesen werden. Hier muss von einer dauerhaften Schädigung der Rekonstruktionsplatte aufgrund der großen Vordehnung im Bereich des Kinns ausgegangen werden, die bei dynamischen Belastungen zum Versagen der Struktur führen kann. Schlussfolgerung: Es gelingt klinisch relevante Belastungssituationen des Kiefer-Gesichtsbereiches mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode (FEM) virtuell zu simulieren. Die Methode stellt ein effizientes und kostengünstiges Untersuchungsverfahren dar, das den Umfang von tierexperimentellen Studien mit biomechanischen Fragestellungen deutlich reduzieren, wenn nicht sogar gänzlich ersetzen kann.
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