Die Polypeptidhormone Relaxin und INSL3, Mitglieder der Superfamilie der Insulin-artigen Wachstumsfaktoren, werden in der humanen Schilddrüse differentiell exprimiert. INSL3 wird in hyperplastischen Thyreozyten des Morbus Basedow und in neoplastischen Thyreozyten humaner papillärer, follikulärer und anaplastischer Schilddrüsenkarzinome exprimiert, während Relaxin einen neuen Marker für neoplastische Thyreozyten darstellt. Normale Thyreozyten zeigen keine Expression dieser Hormone. Relaxin bindet an die G-Protein-gekoppelten Rezeptoren LGR7 und LGR8, INSL3 bindet ausschließlich an LGR8. Die Hochregulation beider Rezeptoren in Schilddrüsenkarzinomgeweben indiziert eine auto-/ parakrine Wirkung Relaxin-artiger Peptidhormone. Stabile Transfektanten der follikulären Schilddrüsenkarzinomzelllinie FTC-133, welche bioaktives Relaxin oder INSL3 produzieren und sezernieren, wurden etabliert zur Untersuchung der zellulären Wirkung dieser Peptidhormone. Relaxin führt zur Steigerung der zellulären Motilität, der mitochondrialen Aktivität und zu transkriptionellen Veränderungen von Molekülen, die an Zelladhäsion, -migration und dem Umsatz extrazellulärer Matrix beteiligt sind. Proteomische und massenspektrometrische Analysen zeigen eine Zunahme von zellulärem Cofilin, welches die dynamischen Umverteilung von Aktinfilamenten beeinflusst. INSL3 reduziert die zelluläre Proliferation, steigert die Motilität von FTC-133 und reduziert Transkripte des inhibitorischen Transkriptionsfaktors Id-2H. Diese Ergebnisse zeigen unterschiedliche zelluläre Wirkungen von Relaxin und INSL3 in humanen Schilddrüsenkarzinomzellen und weisen auf eine Rolle Relaxin-artiger Peptide für das Überleben und die Metastasierung von Schilddrüsenkarzinomzellen hin.
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