In der vorliegenden Arbeit wurden Weichteilsarkome (WTS), eine Gruppe maligner Tumoren, molekulargenetisch untersucht. Neue molekulare Prognosefaktoren könnten für eine bessere individuelle Behandlung von Tumorpatienten genutzt werden. Ein solcher Prognosefaktor ist möglicherweise Survivin, welches ein Bindeglied zwischen Apoptose und Zellzyklus darstellt. Um die prognostische Relevanz von Survivin zu bestimmen, wurde die Expression des Inhibitors der Apoptose - Survivin in Tumoren erkrankter Patienten analysiert. Diese Ergebnisse wurden zusammen mit den klinischen Daten der Patienten in einer multivariaten Cox-Regressionsanalyse ausgewertet. Eine erhöhte Gesamtsurvivin-mRNA-Expression konnte als ein negativer und unabhängiger Prognosemarker für die untersuchten 94 WTS-Patienten identifiziert werden (RR=2,7; p=0,009). Die Proteinexpression von Survivin, mittels Westernblot-Analyse bzw. ELISA an 63 WTS-Patientenproben, identifizierte auch die Überexpression des Survivinproteins als einen negativen und unabhängigen Prognosemarker für WTS (WB: RR=5,1; p=0,004; ELISA: RR= 19,8; p=0,001). Wenn Survivin auf mRNA- oder Proteinniveau in WTS verstärkt exprimiert wird, korreliert dies mit einem erhöhten Sterberisiko. Wird die mRNA-Expression der humanen Telomerase reversen Transkriptase (hTERT) mit der Survivin-mRNA-Expression kombiniert, zeigen sich in der Cox-Regressionsanalyse superadditive Effekte in Bezug auf das Sterberisiko. Patienten, deren Tumoren hTERT- und Survivin-mRNA in hohen Konzentrationen exprimieren, weisen im Vergleich zu Patienten deren Tumoren diese Gene nicht überexprimieren, ein 20-fach erhöhtes Risiko auf, an einem WTS zu versterben. Diese Daten dokumentieren die Bedeutung von Survivin als molekularen Prognosefaktor, welcher durch eine unregulierte Überexpression die Tumorprogression fördert. Mittels siRNA-spezifischer Inhibierung der Survivinexpression wurde versucht einen therapeutischen Ansatz zur Schädigung der Tumorzellen zu finden. Fünf humanen Sarkomzelllinien (A 204, US 8-93, SK-LMS, RD, Saos 2), mit unterschiedlichem p53-Genstatus, wurden mit Survivin-spezifischen-siRNA behandelt. 24 h nach Behandlungsbeginn konnte die Survivin-mRNA um 73-88% und das Survivinprotein um 52-81 %, im Vergleich zu den mit Kontroll-siRNA behandelten Zellen, verringert werden. Die Plattiereffizienz wurde um 65-86 % verringert. Diese Effekte waren damit unabhängig vom jeweiligen p53-Genstatus der behandelten Zelllinien. Die Apoptose stieg infolge der siRNA Behandlung nicht wesentlich an. Die Analyse des Zellzyklus der US 8-93 zeigte, dass die Zellen nach dem Survivin "knock down" in der G2/M – Phase arretierten und nachfolgend polyploide Zellen generiert wurden. An zwei Zelllinien (mit wt-p53 bzw. mit mt-p53 Genstatus) erfolgte die Behandlung mit Survivin-spezifischen siRNA in Kombination mit Röntgenstrahlen. In der wt-p53 Zelllinie A-204 führt der Survivin "knock down" zu einer Strahlensensitivierung, d.h. die zellbiologische Wirkung der Bestrahlung wurde signifikant verstärkt. Der Verstärkungsfaktor nach einer Strahlendosis von 2 Gy lag bei 1,8 (p= 0,05) bzw. von 4 Gy bei 2,5 (p=0,02). Keine Radiosensitivierung wurde in der mt-p53 Zelllinie US 8-93 gefunden. Die Aktivität der mit Survivin assoziierten Kaspasen-3 und -7 war nur in der wt-p53 Zelllinie als Folge der Survivin-Inhibierung um das 5fache erhöht.
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