In der vorliegenden Studie wurde erstmalig mit einer polarographischen Feinnadelsonde der Sauerstoffpartialdruck in der Spongiosa des Unterkieferknochens gemessen. Es galt, die prinzipielle Durchführbarkeit dieser bisher nur an Weichteilen etablierten Messmethode zu beweisen und zu prüfen, um dann Normwerte für gesunden Knochen zu erarbeiten. Diese wurden im Anschluss mit Messergebnissen bei verschiedenen pathologischen Zuständen des Knochens verglichen, um die klinische Eignung der Methode zur Bestimmung des Ausmaßes der Resektion bei Operationen am Unterkieferknochen in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie abschätzen zu können. Bei insgesamt 42 Patienten (15 Frauen, 27 Männer) wurden Sauerstoffpartialdruckmessungen durchgeführt. Davon dienten 12 als Kontrollgruppe mit klinisch unauffälligem Knochen. Bei 17 Patienten lag eine Osteoradionekrose nach ionisierender Bestrahlung und bei 13 eine chronische Unterkieferosteomyelitis vor. Alle Messungen erfolgten mit einer in der Spongiosa applizierten polarographischen Feinnadelsonde. Die statistische Analyse umfasste einen Mittelwertvergleich der gemessenen Sauerstoffpartialdrücke. Der mittlere Sauerstoffpartialdruck im gesunden Unterkieferknochen betrug 71,7 mmHg. Im erkrankten Knochen fiel der Wert im Schnitt auf 30,8 mmHg (Osteoradionekrose 32,3 mmHg, chronische Unterkieferosteomyelitis 28,2 mmHg). Statistisch unterschieden sich die ermittelten Gruppenwerte hoch signifikant (p Basierend auf den ermittelten Daten lässt sich feststellen, dass die angewandte Methodik klinisch erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Werte sind reproduzierbar und zeigen eine Kongruenz zur klinischen Situation. Daher erscheint die Methode geeignet, langfristig als diagnostisches Werkzeug zur Beurteilung der knöchernen Oxygenierung bei verschiedenen klinischen Fragestellungen in der Knochenchirurgie des Mund-Kiefer-Gesichtsbereiches und darüber hinaus eingesetzt werden zu können.
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