Thermoplastische Elastomere stellen eine relativ neue Klasse von polymeren Materialien dar. In ihnen sind Eigenschaften von Thermoplasten (z.B. gute Verarbeitbarkeit) mit denen von vernetzten makromolekularen Systemen (z.B. Elastizität) vereint. Die mechanischen Eigenschaften des Materials hängen unter anderem von der Vernetzungsdichte der Elastkomponente ab, repräsentiert durch die hierzu reziproke mittlere Netzbogenlänge MC. Hier wurden Verbundsysteme aus Polypropylen (Thermoplast) und EPDM (Elast) untersucht. Die Aufgabe bestand darin, die hohe Selektivität von NMR-Verfahren zu nutzen, um allein die Elastphase zu charakterisieren. Das Ziel sind zum einen Erkenntnisse über die Art und Stärke der Veränderung der Vernetzungsdichte während der Verarbeitung (Extrudieren). Das 1H-Spin-Echo-Verfahren zur Aufzeichnung der transversalen Protonen-Relaxation ist eine vergleichsweise einfache NMR-Methode, die bereits von anderen Autoren zur Charakterisierung von Netzwerken eingesetzt wurde. Hiermit war es jedoch nicht möglich, das PP-Signal von dem uns interessierenden EPDM-Signal zu trennen, weil die chemische Verschiebung zwischen beiden weit kleiner als die Breite der 1H-Resonanzen ist. Darüberhinaus kann das Gesamtsignal nicht als einfache lineare Überlagerung der Signale der reinen Komponenten angesehen werden, wofür wahrscheinlich Wechselwirkungen zwischen beiden Phasen verantwortlich sind. Für die Untersuchungen der Verbundmaterialien war es daher notwendig, auf die weitaus aufwändigere 13C-MAS-NMR auszuweichen. Das hohe Maß an Selektivität dieser Methode gestattet einen getrennten Nachweis von PP- und EPDM-Signalen, so dass erst auf dieser Basis eineVoraussetzung für die erfolgreiche Lösung des gestellten Problems gegeben war. Hier wurden folgende 13C-NMR-Verfahren verwendet: 13C-Spin-Echo und 13C-1H-Spin-Echo-Doppelresonanz (SEDOR), 13C-1H-REDOR-Experimenten, 13C-1H-Polarisationstransfer. Diese Polarisationsexperimente erwiesen sich als am besten geeignet, die dipolare Restkopplung in den EPDM-Bereichen der Proben zu bestimmen. Die Bestimmung von MC aus der Stärke der dipolaren Restwechselwirkung kann analog zu den aus der Literatur bekannten Vorgehensweisen bei der Analyse von Protonenrelaxationsdaten erfolgen. Dabei kann eine auf der Grundlage der Kuhn-Grün-Statistik erhältliche Beziehung genutzt werden, die eine reziproke Abhängigkei der dipolaren Restwechselwirkung von MC beschreibt.
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