Für die vorliegende Arbeit wurden aus dem alpinen Paläozoikum im Westabschnitt der Nördlichen Grauwackenzone schwachgradig metamorphe klastische Sedimentgesteine untersucht. Anhand der Sedimentpetrographie sowie der chemischen Analyse und 40Ar/39Ar-Datierung enthaltener detritischer Hellglimmer war die Provenienz des klastischen Detritus abzuleiten. Alle drei Untersuchungsmethoden erbrachten unabhängig voneinander ähnliche Aussagen zum Aufbau des Liefergebiets der klastischen Sedimentgesteine. Damit konnten die paläozoische Entwicklung der Nördlichen Grauwackenzone detaillierter entschlüsselt und bisher noch offene Fragen beantwortet werden. Die klastischen Abfolgen der Nördlichen Grauwackenzone können mehr als 2000 m Mächtigkeit erreichen. Ihre Sedimentation umfasst den Zeitraum vom Ordovizium bis in das Karbon. Anhand der Untersuchungen zur Petrographie erwiesen sich die untersuchten Sandsteine als quarzbetonte Grauwacken oder Subgrauwacken. Ihr Matrixanteil ist hoch, Quarz überwiegt deutlich gegenüber Feldspat- und Gesteinsklasten. Der überwiegende Teil der Modalanalysen zeigt für das klastische Material die Herkunft aus einem kontinentalen Bereich ("Continental Block Provenance"). Nur wenige Proben aus den stratigraphisch jüngsten Bereichen der klastischen Abfolgen belegen die Herkunft ihres Detritus aus einem in Abtragung befindlichen Orogen ("Recycled Orogen Provenance"). Anhand der chemischen Zusammensetzung der analysierten detritischen Hellgimmer lassen sich keine wesentlichen Veränderungen innerhalb der stratigraphischen Abfolgen erkennen. Alle Hellglimmer können als Muskovite bezeichnet werden, deren Natrium-, Magnesium-, Eisen- und Titangehalte etwas variieren. Die Streubreite der chemischen Zusammensetzung zeigt die Ableitung der Muskovite vor allem aus regionalmetamorph geprägten Gesteinen, aber auch teilweise aus magmatischen Gesteinen. Echte Hochdruck-Hellglimmer wie Phengite wurden nicht nachgewiesen. Mit Hilfe der 40Ar/39Ar-Datierungen an detritischen Muskoviten wurde das Alter der Gesteine der Liefergebiete für die klastischen Abfolgen der Nördlichen Grauwackenzone ermittelt. Diese erbrachten in allen stratigraphischen Abfolgen fast ausschließlich neoproterozoische Altersdaten, im Wesentlichen zwischen 800 Ma und 600 Ma. Untergeordnet sind mesoproterozoische, kambrische und ordovizische Muskovite enthalten. Damit kann das Liefergebiet als panafrikanisch/cadomisch geprägtes Hinterland charakterisiert werden. In einer Probe wurde ein devonischer Muskovit mit 396 ± 17 Ma ermittelt, und in einer Probe aus den stratigraphisch jüngsten Bereichen der siliziklastischen Abfolgen wurden detritische Muskovite mit 40Ar/39Ar-Altern um 330 Ma nachgewiesen. Aufgrund des nur geringen oder fehlenden Anteils an Gesteinsklasten sowie dem nicht Vorhandensein von Hochdruckglimmern in den klastischen Gesteinsabfolgen der Nördlichen Grauwackenzone ist für den gesamten Sedimentationszeitraum die Lage an einem aktiven Kontinentalrand auszuschließen. Vom Ordovizium bis in das Karbon ist die Position des Ablagerungsraumes benachbart zu einem panafrikanisch/cadomisch geprägten Kontinent anzunehmen. Damit kann zwanglos eine Position des Sedimentationsraumes der Nördlichen Grauwackenzone am Gondwana-Nordrand postuliert werden. Die Lage an einem kleineren Terrane wie von Schätz et al. (2002) oder von von Raumer et al. (2002) gefordert, wird aufgrund der großen Sedimentmächtigkeiten für unwahrscheinlich gehalten. Erst ab dem Unterkarbon wird die Nähe des Ablagerungsraumes zu einem variscisch geprägten Liefergebiet erkennbar. Dies konnte anhand der ermittelten 40Ar/39Ar-Alter um 330 Ma nachgewiesen werden und dokumentiert die Kollision aller Gondwana-Fragmente zum Superkontinent Pangäa. Eine ähnliche Entwicklung wird auch für das Paläozoikum der Karnischen Alpen vorgeschlagen, aus dem für vorliegende Arbeit vergleichende Analysen durchgeführt wurden.
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