In der vorliegenden Arbeit zur Gefährdung der Knäuel-Glockenblume in Deutschland wurden vier Forschungsschwerpunkte ausgearbeitet, in denen das zusammengefasste Spektrum des zur Gefährdungsabschätzung von Pflanzen nötigen Wissens beinhaltet ist. Im Kapitel "Is the declining Campanula glomerata threatened by genetic factors?" wurde festgestellt, dass die genetische Konstitution der Bestände bisher kein Gefährdungsrisiko darstellt. Es wird vermutet, dass kleine C. glomerata Populationen bisher nicht von Isolation, genetischer Drift und Inzuchtereignissen betroffen sind. Da die genetische Diversität nicht im Zusammenhang mit der Populationsgröße und der Fitness der Pflanzen stand, wurde im Kapitel "Is habitat quality affecting population size and plant performance in the declining forb Campanula glomerata?" der Einfluss der Habitatqualität auf diese Faktoren untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Art auch mit zunehmender Dichte der Vegetation in der Lage ist, ausreichend Insekten anzulocken, so dass Bestäubung und Samenansatz gewährleistet sind. Die Größe von C. glomerata Populationen zeigte keine Abhängigkeit von der Habitatqualität. Die Ergebnisse dieser Untersuchung warfen die Frage auf, wie es nach Aufgabe der Nutzung zum in der Literatur beschriebenen Rückgang der Art kommt. Dazu wurden im Kapitel "Are population sizes of Campanula glomerata on the decline following the abandonment of traditional land-use-practices?" verschiedene Populationsgrößenparameter in nach wie vor landwirtschaftlich genutzten Gebieten und auf Flächen, die seit mindestens 10 Jahren von der Nutzung ausgenommen sind, miteinander verglichen. Es wurde kein Rückgang der Populationsgröße in von der Nutzung ausgenommenen Gebieten beobachtet. Bewirtschaftete und unbewirtschaftete Populationen unterschieden sich nicht in ihren Größen und waren durch starke Fluktuationen in der der Anzahl der fertilen Triebe gekennzeichnet. Da bei ausbleibender Nutzung mit Verschiebungen der Artenzusammensetzung und geänderten Konkurrenzverhältnissen zu rechnen ist, wurde experimentell die Reaktion der Art auf zunehmende Konkurrenz untersucht. Im Kapitel "Is Campanula glomerata threatened by competition of expanding grasses?" zeigte sich, dass die Konkurrenz von Poa angustifolia die Biomasseproduktion und die Fitness der Knäuel-Glockenblume negativ beeinflusst, während von Festuca rupicola keine Konkurrenz für C. glomerata ausgeht. Außerdem wurde nachgewiesen, dass Keimung und Etablierung von C. glomerata mit zunehmender Grasdichte behindert werden. Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass die allgemeine Konstitution der Knäuel-Glockenblume in den untersuchten Populationen gut ist, so dass von einer akuten Gefährdung nicht auszugehen ist.
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