Patienten mit objektiver und subjektiver Insomnie wurden bezüglich Alters- und Geschlechtsverteilung, Häufigkeit psychischer Erkrankungen, typischer Schlafmuster, Selbstbeurteilungen des Schlafes, dysfunktionalen Überzeugungen, Persönlichkeitsmerkmalen und Depressivität vergleichend untersucht. Dazu wurden polysomnographische Daten sowie Morgenprotokolle zur Erfassung der Schlafwahrnehmung aller Patienten eines Schlaflabors mit den Diagnosen primäre Insomnie bzw. Insomnie infolge einer psychischen Störung (DSM-IV) in einem 2-Jahres-Zeitraum ausgewertet. Anhand der polysomnographisch erhobenen Schlaflatenz und -effizienz wurden bei diesen Patienten objektive bzw. subjektive Insomnien identifiziert. Insgesamt wurden 150 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen. Der Altersdurchschnitt lag bei 52,2 Jahren, die durchschnittliche Dauer der Insomnie bei 10,1 Jahren. Nach den polysomnographisch erfassten Schlafparametern erfüllten 52,7% der Patienten die Kriterien einer objektiven Insomnie (47,3% subjektive Insomnie). Subjektive Insomniker waren dabei signifikant jünger, litten in höherem Maße unter Tagesmüdigkeit und zeigten ein höheres Maß an Risiko- und Kampfbereitschaft als objektive Insomniker. Keine Unterschiede fanden sich hinsichtlich der Geschlechtsverteilung, der Dauer der Insomnie, der Insomniediagnose nach DSM-IV, der dysfunktionalen Überzeugungen zum Schlaf, der klassischen Persönlichkeitsparameter und der Depressivität. Zusätzlich wurde ermittelt, welche Zusammenhänge sich aus der Differenzierung der Patientengruppen in objektive bzw. subjektive Insomnietypen unter der Berücksichtigung möglicher Fehlbeurteilung des Schlafes ergeben. Die Fehlbeurteilung des Schlafes konnte durch die Abweichung polysomnographisch erfasster und subjektiv eingeschätzter Schlaflatenz und -effizienz erfasst werden. Bei 137 Patienten der Gesamtstichprobe konnte die Fehlbeurteilung des Schlafes ermittelt werden, die Hälfte dieser Patienten schätzte ihren Schlaf mehr als 42,2% schlechter ein, als er polysomnographisch erhoben wurde. Es wurden vier Insomniesubgruppen beschrieben: objektive Insomniker ohne Fehlbeurteilung des Schlafes entsprachen am ehesten der Diagnose einer "klassischen" psychophysiologischen Insomnie; objektive Insomniker mit Fehlbeurteilung des Schlafes hatten den höchsten Altersdurchschnitt; subjektive Insomniker ohne Fehlbeurteilung des Schlafes waren am jüngsten und gaben in hohem Maß Tagesmüdigkeit und Depressivität an; subjektive Insomniker mit Fehlbeurteilung des Schlafes entsprachen am ehesten der Diagnose der "klassischen" Fehlbeurteilung des Schlafzustandes des ICSD. Die Ergebnisse legen eine multimodale Diagnostik der Schlafstörungen nahe, um objektive Schlafmuster zu erfassen und wahrgenommene Schlafdefizite davon abzugrenzen.
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