Die ungerichtete Suchanalyse nach vergiftungsrelevanten Wirkstoffen in biologischen Proben ist eine der zentralen Aufgaben in klinisch toxikologischen und forensischen Laboratorien. Ziel der Promotionsarbeit war es, eine vollautomatische On-line Extraktion-HPLC-DAD Methode für die Bestimmung von Substanzen im Urin zu entwickeln, die aufgrund ihrer geringen Halbwertszeit nur in einem sehr geringen Zeitfenster im Plasma bestimmt werden können (wie z.B. Alkaloide). Des Weiteren sollte die Methode im Rahmen der Suchtstoffanalytik eingesetzt werden. Durch den Einsatz eines schwachen Kationenaustauschermaterials für die automatische Extraktion und die isokratische Trennung auf zwei gekoppelten starken Kationenaustauschersäulen wurde eine effiziente Extraktion und Trennung der Fremdstoffe erzielt. Die analytische Trennung erfolgte unter sauren Bedingungen, um den Zugang zu einer kommerziell erhältlichen, pH-abhängigen Spektrenbibliothek mit derzeit ca. 2600 Einträgen für die Substanzidentifizierung zu ermöglichen. Die Anwendbarkeit der Methode wurde durch die Analyse von repräsentativen Testlösungen sowie anhand authentischer Proben erfolgreich überprüft. Durch Paralleluntersuchungen mit einem existierenden automatischen Urinuntersuchungsverfahren auf HPLC-Basis (RemediTM-HS) wurde gezeigt, dass die entwickelte Methode für die untersuchte Fragestellung alternativ eingesetzt werden kann und darüber hinaus Vorteile wie z. B. die Erstellung weiterer Methoden und die Verwendung üblicher Laborausstattung bietet. Die entwickelte Methode wurde erfolgreich entsprechend internationaler Richtlinien validiert und in die toxikologische Routine sowie die Suchtstoffanalytik eingeführt. Zusätzlich wurde eine im Labor bereits etablierte toxikologische Suchmethode für die Fremdstoffbestimmung im Plasma durch den Einsatz von Säulenschaltventilen in das System integriert. Diese Methode wurde durch die Bestimmung der System-zu-System-Präzision mit einem Referenzsystem sowohl durch die Analyse von Kontrollmaterial als auch von klinischen Proben erfolgreich überprüft. Eine dritte Methode wurde für die Bestimmung von neutralen, schwach sauren und schwach basischen Substanzen im Urin entwickelt. Die Extraktion erfolgte auf einem Polymermaterial und die anschließende Trennung auf einer Umkehrphase. Diese Methode eignete sich insbesondere für die Bestimmung von Benzodiazepinen, wie anhand der erzielten Validierungsdaten und Probenuntersuchungen gezeigt werden konnte. Schwach saure Barbiturate werden nur in hohen Konzentrationen (c ≥ 1 µg/mL) mit dieser Methode nachgewiesen. Neben der kommerziellen Spektrenbibliothek wurden Spektren identifizierter Metabolite aus realen Proben in methodenspezifischen Bibliotheken gespeichert. Das entwickelte System ermöglicht die einfache Suchanalyse nach Fremdstoffen im Urin und Plasma, wobei die drei Methoden als komplementäre Methoden bei der systematisch toxikologischen Analyse und der Suchtstoffanalytik eingesetzt werden können, um eine maximale Anzahl von Fremdstoffen zu identifizieren.
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