Der Polyprolin II-Helix (PP II) wurde, im Gegensatz zu den klassischen Sekundärstrukturen wie α-Helix, β-Faltblatt oder Schleifenstrukturen, bisher wenig Beachtung geschenkt. Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass dieses Sekundärstrukturelement oft als ungefaltet oder "random" Zustand angesehen wurde. In vivo dagegen sind PP II-helikale Polypeptide wichtige Strukturen für die Übertragung zellulärer Signale. Ziel dieser Arbeit war es, erstmalig ein einheitliches Modell zu entwerfen, dass den Einfluss von Einzelbindungs-Konformationsänderungen auf die Polyprolin-(PP) Sekundärstrukturen, unter Einbezug aller bisherigen Literaturdaten, beschreiben kann. Zu diesem Zweck wurden Polyprolinpeptide untersucht, in denen ortsspezifisch das Carbonylsauerstoffatom einer Peptidbindung gegen ein Schwefelatom ausgetauscht war. Dieses erlaubte die Detektion einzelner Peptidbindung innerhalb der untersuchten Peptide, und ermöglichte eine vergleichende Analyse von Photo- und Lösungsmittelinduzierten cis/ trans-Gleichgewichtsverschiebung auf die PP-Sekundärstrukturen. Die Untersuchungen wurden anhand unstrukturierter Dipeptide als auch mit 13 gliedrigen Polyprolin-Peptiden durchgeführt. Diese Studien zeigten, dass PP I- und PP II-Helices nicht an allen Positionen die gleichen Freiheitsgrade besitzen und nur "Idealfälle" darstellen, da verschiedene semistabile Intermediatstrukturen existieren.
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