Raketenfesttreibstoffe bestehen aus einem Oxidator, einem Treibstoff und der polymeren Bindermatrix. Zurzeit kommt als Oxidator Ammoniumperchlorat (AP) zum Einsatz. Das darin enthaltene Chlor hat zur Folge, dass während des Abbrands große Mengen Salzsäure entstehen. Als Alternative für AP kommt das chlorfreie Ammoniumdinitramid in Frage. Das kommerziell erhältliche Produkt liegt in einer für die Verarbeitung ungeeigneten Partikelform vor. Die Kristallform muss daher modifiziert werden, bevor das Material eingesetzt werden kann. In dieser Arbeit ist aufgezeigt, welchen Einfluss die Kühlkristallisation auf die Morphologie hat. Hierzu wurden Kristallisationsexperimente mit den Lösungsmitteln 1-Propanol und 1-Octanol unter verschiedenen Prozessbedingungen durchgeführt. Es wurden die Übersättigungen während der Prozesse bestimmt und die Kristalle bezüglich ihrer Form und ihres thermischen Verhaltens charakterisiert. Parallel zu den experimentellen Arbeiten wurden Computersimulationsmethoden eingesetzt. Die Vakuummorphologien wurden mittels zweier Methoden berechnet. Durch den Vergleich von im Experiment erhaltenen Kristallen mit den simulierten Kristallformen ließen sich die wachstumsrelevanten Kristallflächen identifizieren. Um den Einfluss des Lösungsmittels zu bestimmen, wurden die Anlagerungsenergien der Lösungsmittelmoleküle, des Ammoniumions und des Dinitramidions an die Kristallflächen unter Verwendung von Kraftfeldmethoden berechnet. Unter Berücksichtigung der Struktur der Kristallflächen konnte so das Kristallwachstum beschrieben werden.
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