Proteine sind die funktionstragenden Moleküle in lebenden Zellen und deshalb auch wichtige Zielmoleküle in der Pharmazie und Biotechnologie. Um zu funktionieren, müssen sie eine definierte dreidimensionale Struktur annehmen. Die Abfolge der Aminosäuren, die Bausteine der Proteine, kodiert für diese bestimmte Konformation. Wie genau sich eine solche Polypeptidkette in ihre aktive Form faltet, ist eine essentielle Frage in der Strukturbiologie. Moderne, leistungsstarke Spektroskopiemethoden dienen dazu, diesen sogenannten Proteinfaltungsprozess aufzuklären. Hauptfokus der vorliegenden Arbeit waren Faltungsstudien an Ankyrin-Repeat-(AR)-Proteinen. Der AR ist ein weitverbreitetes Strukturmotiv in der Natur, vertreten in Proteinen aller Lebensformen. Ihre stark vereinfachte Architektur bietet dabei einen grossen Vorteil bei der Untersuchung ihrer Faltungswege. Im Gegensatz zu globulären Proteinen fehlen AR-Proteinen nämlich weitreichende Wechselwirkungen zur Stabilisierung. Dadurch können ermittelte Stabilitäten gewissen Strukturelementen zugeordnet werden, um so letzendlich Energielandschaften bestimmen zu können. Die umfangreiche biophysikalische Analyse des Faltungsmechanismuses von p19INK4d, bestehend aus fünf AR-Einheiten, zeigte eine kinetische Zwischenstufe während der Ent- und Rückfaltung auf. CD- und Fluoreszenz-detektierte Gleichgewichtsübergänge sowie komplexe zeitaufgelöste Faltungsanalysen von p19INK4d bestätigten einen sequentiellen Faltungsweg über diese hyperfluoreszierende Zwischenstufe (Intermediat). Detailierte Informationen über die Zwischenstufe von p19INK4d wurden durch die Einführung einer Glutamatmutation erhalten, die eine bereits beschriebene Phosphorylierung in p19INK4d nachahmt. Tatsächlich bestätigte eine ausführliche Analyse der NMR- und Fluoreszens-detektierten Gleichgewichtsmessungen und Kinetiken einer p19INK4D S76E-Mutante, dass die "Phosphorylierungsmutante" diesem zuvor entdeckten Faltungsintermediat entspricht, wobei die funktionellen ARs ungefaltet und AR 3 bis 5 gefaltet vorliegen. Bisher waren Faltungsstudien an natürlichen vorkommenden AR-Proteinen nur auf eukaryotische Proteine beschränkt. Um die allgemeine Gültigkeit eines AR-Faltungsmechanismuses zu überprüfen wurde deshalb ein neues AR-Protein in dem evolutionär älteren Organismus Thermoplasma volcanium identifiziert. Die Kristallstruktur zeigte, dass sich dieses archäische Protein (tANK) auch in fünf AR-Einheiten mit einer zusätzlichen Helix am N-Terminus faltet. Faltungsanalysen dieses Proteins offenbarten einen 3-Zustandsfaltungsweg mit einem schnellen Gleichgewicht zwischen dem nativen und intermediären Zustand, wie bereits für p19INK4d gezeigt. Strukturelle Informationen über das Intermediat von tANK resultieren aus NMR-Messungen, da es sich bis 90 % unter Gleichgewichtsbedingungen populieren lässt. Amidprotonen der AR-Einheiten 3-5 des Intermediats zeigten native chemische Verschiebungen, wohingegen die N-terminalen AR-Einheiten ungefaltet sind. Die Faltung der AR-Proteine scheint einem allgemeinen Prinzip zu folgen: Die stabilsten AR-Einheiten falten sich zuerst und bieten dann den weniger stabilen aber funktionellen AR-Einheiten ein Gerüst für deren Faltung. AR-Proteine haben bereits sehr früh in der Evolution ihrer charakteristischen Eigenschaften und Funktionen entwickelt. Mit zunehmender zellulärer Komplexität mussten sich die Organismen sehr schnell und effizient an die neuen Lebensbedingungen anpassen. Dies war durch die modulare Architektur der Repeat-Proteine leichter möglich, da einfache Mutationen, Deletionen, Insertionen oder Gendublikationen sehr schnell in einer grossen Vielzahl verschiedener gefalteter Proteine resutlierten um spezifische Funktionen übernehmen zu können.
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