Die Dissertation stellt die alkoholgegnerischen Bestrebungen der Stadt Halle/Saale zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Kontext der gesamtdeutschen Bewegung dar. In einer ersten, vor allem aber in der sogenannten zweiten deutschen Mäßigkeitsbewegung versuchte man, dem steigenden Alkoholkonsum, der mit der parallel zur Industrialisierung verlaufenden Pauperisierung der Bevölkerung einherging, entgegenzuwirken. Alkoholgegner schufen in der Saalestadt ein Netzwerk von Hilfsangeboten, Fürsorge- und Präventionsmaßnahmen, um "Trinker" zur Abstinenz bzw. zur Mäßigkeit zu bekehren. In der Arbeit wird die städtische Vereinsstruktur und deren Aufklärungs-, Werbe-, Versammlungs- und Organisationstätigkeit aufgearbeitet. Als ein Resultat ließe sich festhalten, dass die halleschen Alkoholgegner sehr aktiv waren. Es gelang ihnen, einen großen Teil der Öffentlichkeit für das Alkoholproblem zu sensibilisieren. In einem größeren Rahmen betrachtet, verstärkte die gesamtdeutsche alkoholgegnerische Bewegung einerseits durch die Deklarierung der "Trinker" als "Volksschädlinge" rassenideologisches Denken, andererseits jedoch leitete sie mit der Durchsetzung des Alkoholverbots am Arbeitsplatz und der Einführung von Trinkerfürsorge und Heilstättenbehandlung bedeutende Schritte ein auf dem Weg zur Entwicklung einer modernen Suchttherapie. Trotz dieser für sich positiven Schritte stellt der übermäßige Alkoholkonsum noch immer ein ungelöstes Problem unserer Gesellschaft dar.
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